Einbau einer Gastankflasche
Geschrieben Februar 2020, Update Juni 2022Europa eint uns alle. Außer den Briten seit Anfang 2020. Und diese große Gemeinschaft sorgt dafür, dass wir in Europa alles gleich machen. Außer natürlich das Pfandsystem für Getränke, Und nicht das Austauschsystem für Gasflaschen. Und auch nicht die Steckdosen. Und schon gar nicht die Tankrüssel zum Tanken von Flüssiggas. Ganz abgesehen davon, dass die Selbst-Betankung von Gastankflaschen an der Tankstelle in allen europäischen Ländern kein Problem ist. Außer in Deutschland natürlich ...
Wir wollen vermehrt in andere Länder reisen. In diesem Jahr soll's zu den Lofoten gehen. Und weil wir Zeit haben, könnte die Reise auch schon mal 3 Monate dauern. Nun haben wir zwar zwei 11-Kilo-Tauschflaschen an Bord, aber die dürften lange nicht reichen. Was aber, wenn wir Nachschub brauchen. In Norwegen sind die deutschen "Eigentumsflaschen" nicht tauschbar. Ich habe gelesen, dass es 2 Firmen in Norwegen geben soll, die unsere Flaschen nachfüllen könnten. Aber man liest viel im Internet und davon basiert Einiges auf "Hörensagen" oder ist veraltet. Vielleicht ist dieser Artikel auch schon veraltet, während ich dies schreibe - ich kenne die neuesten Meldungen nur nicht.
Der Ausweg ist die Gastankflasche. Dieser Behälter sieht fast genauso aus, wie unsere deutsche Eigentumsflasche, er fasst auch genauso viel Gas: 11Kg bzw. 22 Liter. Aber er hat an der Oberseite einen zusätzliche Anschluss, über den man Flüssiggas einfüllen kann. Früher war das Nachfüllen eine Sache von Spezialbetrieben, weil nicht beliebig viel in die Flasche eingefüllt werden darf und deshalb wird bei denen der Füllstand mit Hilfe von Waagen genau überwacht. Bei den neuen Tankflaschen ist ein automatischer Füllstop eingebaut. Damit ist ein Überfüllen unmöglich und so ist das Befüllen narrensicher.
Gasflaschen gibt es in mehreren Größen. Uns interessiert hier nur die überwiegend verwendete 11kg-Flasche mit einer Höhe von 60 cm. Sie hat ein Innenvolumen von 27 Litern und darf nur zu 80% befüllt werden. Dann enthält sie ziemlich genau 22 Liter Gas. Das gilt sowohl für die Tauschflasche als auch die Tankflasche. Es gibt für Campingfahrzeuge auch eine größere Sorte: sie hat wie die anderen 30cm Durchmesser, ist 70 cm hoch und kann bei einem Bruttofassungsvermögen von 33 Litern = 14kg mit 27 Litern Gas netto befüllt werden. Bitte nicht verwechseln: die 11kg-Flasche fasst brutto 27 Liter, die 14kg-Flasche netto 27 Liter.
Es gibt die Flaschen aus Stahl (überwiegend, weil billig), aus Aluminium und aus einem Verbundwerkstoff hergestellt (Composit). Der Unterschied ist nicht Größe und Handhabung, sondern das Leergewicht: Stahl: 11kg, Alu: 6,7kg und Composit: 5,2 kg. Wechselt man von Stahl auf Alu, kann man 4 Flaschen Wein mehr im Womo mitnehmen ;-)
Der Preis: ich habe neue Composit-Tankflaschen für 200€ gesehen, Alu- und Stahlflaschen ab 300€, jeweils nackt. Dazu braucht man noch ein Befestigungsblech mit Gurten, einen Hochdruck-Füllschlauch, den Betankungsanschluss mit Befestigungsplatte und einen Satz Adapter (siehe Absatz 1). Bei meiner Suche habe ich genau einen Shop gefunden, der alles auf einmal verkauft: www.gasfachfrau.de. Dieses Komplettangebot hat mich gut 500€ gekostet. Es mag sein, dass es billiger geht, dann aber komplizierter.
Es gibt da noch ein rechtliches Problem oder vielleicht gibt es das nicht mehr? Das Kraftfahrtbundesamt (KBA) hat vor langer Zeit entschieden, das Gastanks im Fahrzeug so befestigt sein müssen, dass, wenn man den Tank hochhebt, das Fahrzeug dran hängen bleibt. Das ist meine plakative Beschreibung, aus der Du entnehmen kannst, wie fest! Und: der Betankungsanschluss muss von außen zugänglich sein! Bei der Entscheidung hat das KBA Fahrzeuge mit Gas als Treibstoff im Auge. Inzwischen scheint den KBA-Leuten langsam klar zu werden, dass es einen Unterschied zwischen "Gas für Motoren" und "Gas für Campingzwecke" gibt. Bis sich da eine gesetzlich verankerte Änderung ergibt, kann es sein, dass mein Fahrzeug bei der Gasprüfung durchfällt. Ausweg (vom Gasprüfer empfohlen): vor der Prüfung die Tankflasche ausbauen und nach der Prüfung wieder einbauen. Achtung: die Tankflasche darf nur mit Füllschlauch und Tankanschluss als Ganzes ausgebaut werden, denn der Schlauch steht unter vollem Gasdruck!
Aber es gibt natürlich keinen Grund, die Tankflasche nicht fest einzubauen - sie muss ja nicht eben mal herausgenommen werden. Und weil der Füllschlauch ja unter Druck steht, ist es besser, man vermeidet Flaschenbewegungen jeder Art.
Genug geschwatzt, jetzt die Bilder:
Meine Gedanken zur Platzierung: im Gaskasten, weil es weniger Aufwand ist und außerdem bleibt der Gaskasten gasdicht. Weit genug nach rechts, damit ich die Tauschflasche noch ohne Mühe herausbekomme. Weit genug nach links, so dass auch der größte Adapter noch passt. Etwas nach hinten (von der Klappe weg) versetzt, damit ich den längsten Adapter noch drauf lassen kann. Und: die Schutzkappe muss nach unten klappen, weil sie sonst beim Tanken ewig im Weg ist.
Der Hochdruckschlauch wird dank Konusverbindung ohne Dichtung verschraubt. Anzugsmoment 24 Nm. Es ist ein 22 mm-Schlüssel erforderlich. Es gibt solche Maulschlüssel minderer Güte für wenig Geld (~4€).
Die Drähte sind hinter dem Brett um 90° abgewinkelt und das Holz dahinter hält die Winkel in Position. Kleine Nuten helfen dabei. Die Löcher müssen etwas größer sein als 2 mm, sonst federn die Drähte nicht. Und: der Euronozzle (hier drunter rechts) hat einen kleineren Innendurchmesser:
Update Juni 2022
Eine Füllung (22 Liter) kosten an der Tankstelle z.Z. (2020) etwa 13 Euro. Ein Flaschentausch kostet mindestens 18 Euro. Nach dem Tanken von 2200 Litern Gas habe ich den Preis der Anlage wieder hereingeholt.
Der Ukraine-Krieg hat alle Preise durcheinander gebracht. Ich schreibe dies in Norwegen und hier bezahle ich für einen Liter Gas zur Zeit 1,30 €/Liter. Ich kann also solche Rechnungen völlig vergessen. Aber eins bleibt und dafür hat sich die Arbeit gelohnt:
Ich kann überall Gas tanken, brauche mir keine Sorgen zu machen um den Nachschub!
Und noch etwas kann ich inzwischen nachschieben: das klappt gut mit der Tankflasche und besonders die beleuchtete Füllstandsanzeige ist äußerst nützlich. Ich drehe vor der Abfahrt das Gas zu und dabei sehe ich mir an, wie viel Gas noch in der Flasche ist und kann entsprechend reagieren und jederzeit nachfüllen.
Nachtrag für Norwegen
Die Norweger brauchen eigentlich keine Gastankstellen, Flüssiggas wird als Antriebsbrennstoff so gut wie nicht benutzt. Entsprechend dünn ist das Gastankstellen-Netz. Du kannst auf der folgenden Internetadresse nachsehen, wo Tankstellen sind: mylpg.eu
Viel Spaß beim Nachbau ...