Mein CPC-Umbau - Teil 2
Es war ein heftiges Stück Arbeit - einerseits besteht das Gehäuse aus 1mm-Stahlblech und es waren entsetzlich viele Löcher zu bohren und Ausschnitte zu sägen. Andererseits gab es damals ja noch kein Internet und doch musste ich alle nötigen Informationen über Kabelbelegungen, technische Daten und vieles mehr haben - ich war viel gesehener Gast in allen unseren Bibliotheken. Die Löterei war da noch das Geringste. Aber ich habe es geschafft und so sieht das Ganze dann aus:
Links in der Front sind vier kleine Schalter zu sehen, jeder mit einer grünen und einer roten Leuchtdiode versehen, damit die Schalterstellung auf den ersten Blick zu sehen ist. Ihre Funktionen:
- Umschalter Joysticks / Maus
- Wahl zwischen den Betriebsystemen des 464 und 6128
- Start des einbauten Betriebssystem oder Booten von Diskette (CP/M)
- Frequenzumschalter für die CPU: 4 oder 8 MHz!
Letzteres brachte einen Geschwindigkeitesgewinn von ca. 20%.
In der Mitte sind drei Diskettenlaufwerke zu sehen: links das mit der schwarzen Front ist das orginale 3-Zoll-Diskettenlaufwerk, in der Mitte ein 3,5-Zoll-Laufwerk, wie es heute noch in vielen Rechnern eingebaut ist, und rechts noch eines. Das in der Mitte konnte per Umschalter das orginale Laufwerk ersetzen, das rechte war ein Zweitlaufwerk, so konnte man einfach Dateien kopieren. Die 3-Zoll-Disketten ließen sich umdrehen, die 3,5-Zöller nicht, daher hatte das mittlere Laufwerk einen Extra-Schalter für "oben/unten".
Die 3-Zoll-Disketten waren zu der Zeit der absolute Clou, den sie waren hart, ließen sich umdrehen, verfügten über eine Staub- und Berührungsschutz und hatten einen Schreibschutzschalter. Der Clou war aber auch der Preis: 7, 50 DM für eine Diskette !!! Das war dann auch der Grund, warum die meisten auf 3,5-Zoll-Laufwerke umstiegen, für den gleichen Preis erhielt man Ender der 80er zehn 3,5-Zoll-Disketten.
Auf der Speichererweiterungsplatine befinden sich 2 Zusatz-ROMs, das eine macht die Speichererweiterung bei Bedarf zur RAM-Disk, das andere enthält ein geändertes Betriebssystem für den Diskettenkontroller (heute würde man das wahrscheinlich Firmware nennen). Dies sorgt dafür, dass das zweite Laufwerk (hier also das rechte) eine Kapazität von 720 KByte hat und das ohne Umschalten der Seiten. Hier zum Vergleich das Fassungsvermögen der Disketten im Orginallaufwerk: 180 Kbyte und nach Umdehen nochmal 180 KByte.
Für alle, die die Zeiten nicht kennen: 720 KByte waren für uns damals das, was heute etwa 10 GByte sind. So eine Diskette fasste problemlos das Betriebsystem, die Textverarbeitung und die Texte einer ganzen Diplomarbeit ! Mithin eine frühe Form von "hotplugged Wechselfestplatte" ...
So, nach diesem Ausflug das Ganze im Betriebszustand:
So hat der Rechner bis 1998 seine Arbeit getan, bis das Netzteil den Geist aufgab. Und gearbeitet hat der täglich, weil nicht nur ich daran saß, sondern auch Frau und drei Kinder. Letztere sind auch der Grund, warum ich zu der Zeit überhaupt einen Computer gekauft habe: ich ahnte, dass die Dinger in jedes Haus einziehen würden und jeder Arbeitsplatz damit ausgerüstet sein würde. Die Kinder brauchten eine Ausbildung und ich wollte nicht dumm dastehen. Im Nachhinein habe ich festgestellt, dass es für mein jetziges Verhältnis zu Rechnern eine einmalig gute Ausbildung war.