Großbritannien

Die Reisen von Karin + Hartmut

Nachlese Großbritannien

Das erste, womit Du drüben, auf der anderen Seite des Ärmelkanals, zu tun hast, ist der Straßenverkehr. Die Briten fahren auf der falschen ... ääähhhh .... anderen Straßenseite und davor haben Kontinentalbewohner oft Bammel. Da kann ich schon mal eins zur Beruhigung sagen: wenn Du von der Fähre kommst und durch den Fährhafen fährst, dann landest Du von ganz allein auf der für Briten "richtigen" Straßenseite. Da kannst Du nichts gegen tun! Wenn Du dann im Verkehr mitschwimmst, bleibst Du ebenfalls automatisch links. Selbst bei Kreisverkehren müsstest Du mutwillig scharf rechts abbiegen, um - wie bei uns - gegen den Uhrzeigersin zu fahren. Das machst Du nicht, die Straße leitet Dich schon "mit dem Uhrzeiger" in die Roundabouts.

Fährhafen Dover Ausfahrt
Autobahnfahrt

Allerdings können bestimmte Kreisverkehre doch schon mal den Adrenalinspiegel in die Höhe treiben: das sind große Kreisverkehre, die ihrerseits aus mehreren Kreisverkehren bestehen. Hier mal als strahlendes Beispiel der "Magic Roundabout" in Swindon. Aber auch hier kannst Du - wie immer - einfach mal eine Inselrundfahrt machen, wenn Du nicht weißt, wohin.

Magic Roundabout 1
Magic Roundabout 2
Magic Roundabout 3
Ansicht von rechts oben

Keine Angst, sowas kommt höchst selten vor, eher schon ein Kreisverkehr mit drei Unterkreisen. Und wenn Du mit Deinem Fahrzeug in eine solche Dir völlig unbekannte Situation kommst, dann halt einfach kurz an und verschaff Dir einen Überblick. Das ausländische Kennzeichen an Deinem Wagen macht die Briten nachsichtig ... Wenn Du einen Beifahrer/eine Beifahrerin hast, passt der/die bestimmt auch auf, dass Du auf der richtigen Seite bleibst und hilft Dir bei der Sichtung, ob die Straße frei ist, wenn Du irgendwo einbiegen willst. Du sitzt als Fahrer/ Fahrerin auf der falschen Seite!

Das Problem, doch irgendwann die für Briten falsche Seite zu benutzen, besteht dann, wenn Du irgendwo ohne jeden Straßenverkehr um Dich rum irgendwo auf eine Straße einbiegst. Womöglich von einer "Single-Track"-Straße, also einer Straße, die nur eine Fahrspur hat. Oder von einem Parkplatz eines Supermarktes oder einer touristischen Attraktion. Allerdings habe ich bei letzteren oft Schilder gesehen, auf die Du vom Parkplatz drauf zu fährst und auf denen in 6 Sprachen steht: "Links fahren!" ...

Links fahren

Soweit der Linksverkehr. Jetzt zu den Straßen.


Britische Straßen sind in der Regel - mit Verlaub - scheiße. Oft liegt da wohl noch das Kopfsteinpflaster aus römischen Zeiten, welchen vorsichtig überteert worden ist. Die schwarze Schicht oben drauf sieht glatt aus, aber das täuscht gewaltig. Ich bin oft genug auf Nationalstraßen (A-Road, entspricht unserer Bundesstraße) 60 km/h gefahren, weil mehr einfach zu unkomfortabel wurde. B-Roads eignen sich meist für 40 km/h und C-Roads: wer die benutzen muss, hat echt die A...-Karte gezogen. Autobahnen (M-Roads, M von Motorway) und vierspurig ausgebaute A-Roads sind davon ausgenommen: die Fahrbahnoberfläche ist fast immer zu gebrauchen und die Fahrspuren sind "angenehm" breit. Die Römer hatten halt noch keine Autobahnen, die mussten neu gebaut werden.

normale A-Road

Die Fahrspurbreite normaler Straßen beträgt meist nur 2,60 Meter. Unser Kasten-Wohnmobil hat eine Breite über Spiegel von 2,50 m, da bleibt kaum noch Luft. Zudem sind in England die Straßen oft begrenzt mit Hecken, die direkt bis an der Asphaltkante ragen, weil sie vom Fahrzeugverkehr "beschnitten" werden. Bei engen Straßen ist die Mitte_Markierung auch noch mit kleinen Reflektoren ausgestattet, die das Fahrwerk "behämmern", falls Du drüber fährst. Jetzt stell Dir vor, Du bist auf einer solchen Straße unterwegs. Solltest Du nicht exakt auf Deiner Fahrspur bleiben, dann puckern die Reflektoren in die Reifen oder der linken Spiegel liebkost die Hecke. Es ist total nervig und anstrengend, immer genau die Spur zu halten. Und das jetzt noch mit teil- oder vollintegrierten Wohnmobilen: die sind nochmal 20 bis 30cm breiter ...

Hecken an den Staßen
enge Staßen
Ja, auch das kommt vor ...

Übrigens sind die Hecken ja hoch, so dass Du wie in einem Kanal fährst und Du siehst nichts außer Hecken und Straßenoberfläche. Die Landstraßen sind oft sehr kurvig, die englischen Geschwindigkeitsbegrenzungen sind sehr lasch (man kann oft mit 80km/h durch Ortschaften fahren) und die Engländer fahren digital: entweder Höchstgeschwindigkeit oder garnicht! Du musst immer damit rechnen, dass Dir so einer entgegenkommt, kannst nicht einfach mal eine Sekunde unaufmerksam sein.

Gegenverkehr
Und jetzt? Einer von uns muss rückwärts fahren zur letzten Ausweichstelle

In Schottland, also nördlich der Hadrianswall wird das Fahren insofern angenehmer, als die Hecken wegfallen. Die Trennung von Straßen und Feldern wird hier durch Trockenmauern aus Feldsteinen übernommen. Die stehen weiter weg vom Fahrbahnrand und sind nicht hoch. Das sind viel bessere Aussichten im Sinne des Wortes.

Straße in Schottland 1
Schottische Straßen
Straße in Schottland 2

Parkplätze sind für Fahrzeuge aus den 50-er Jahren gemacht: die Stellflächen sind extra kurz und schmal. Die Räder des geparkten Fahrzeugs müssen sich innerhalb der Grenzen der Stellfläche befinden, sonst muss man zwei Tickets kaufen. Wie weit ein großes Fahrzeug die Grenzen überragt, ist egal!

Parkplatz

Soweit der Straßenverkehr ...


Camping nennen die Briten alles, was an Unterkünften für die Freizeit geboten wird, außer natürlich Hotels und "Bed and Breakfast". Daher fallen auch Ferienhaussiedlungen unter die Rubrik "Camping". Ferienhäuser sind oft das, was wir hier auf Neudeutsch mit "mobile home" bezeichnen: Ferienhäuser, die eine Achse mit Rädern haben. Damit gelten sie als "Mobilie" im Gegensatz zur "Immobilie" und dafür braucht man keine Baugenehmigung, obwohl sie wie alle Häuser immer auf stabilen Fundamenten stehen und nicht auf den Rädern. Leider bezeichnen die Briten diese "mobile homes" auch als "caravan" und weil die ja nicht fahren, sind das "static caravans". Ergo wird eine Ressort mit solchen "static caravans" dann auch als "Caravan Park" bezeichnet. Sie sind dann auf der Karte von Openstreetmap als "Wohnmobilstellplatz" (caravan_park) eingetragen. Kommt man zu solchen Einrichtungen mit einem Caravan (Wohnwagen) oder einem Wohnmobil, kann man gleich wieder umkehren: es gibt in der Regel keine Stellflächen für Touristen mit eigenem rollenden Ferienhaus. Besonders komisch an der britischen Variante von "caravan": eigentlich ist das ein Kombiwort gebildet aus "car" und "van" (Lastenfahrzeug) ...

Mobilheime

Wir benutzen gern die Karten von Openstreetmap zum Finden von Camping- oder Wohnmobilstellplätzen, das funktioniert in ganz Europa sehr gut. Aber in England (und in Irland) haben wir uns das schnell abgewöhnt. Wir sind von britischen Campern informiert worden über die britische Vorstellung von "Camping" und über "Camping- und Caravan-Clubs", die tatsächlich passende Stellflächen anbieten für Touristen.

https://www.campingandcaravanningclub.co.uk/
Interaktive Karte von mir mit Campingplätzen und Reisezielen in UK

Wir sind in diesem Club Mitglied geworden (40 Pfund/Jahr) und bekamen einen dicken Katalog in die Hand gedrückt mit allen "Club-Sites" in UK plus jede Menge kleine Camping-Angebote meist auf Farmen. Mitglieder erhalten 25% Rabatt auf allen Club-Plätzen und mit 5 Übernachtungen hat man die Mitgliedskosten wieder "raus". Die Club-Plätze haben alle einen ordentlichen Standard, auf den man sich verlassen kann, nur einige wenige Campsites haben keinen Sanitärblock, also keine Toiletten und Duschen. Übrigens sind die Infos auf Google-Maps eher noch schlechter, weil erstens die Plätze genauso heißen und zweitens die Daten veraltet sind. Die Luftbildansicht von Maps oder Bing hilft allerdings sehr bei der Unterscheidung, ob auf einem Platz "static caravans" oder "mobile caravans" stehen.

Luftbild Mobile Homes
Mobile-Homes
Luftbild Camping Club Platz
Camping-Club-Platz

Wir haben uns gewundert, dass überall die Stellflächen sehr groß und geschottert sind. Sehr groß heißt: Wohnmobilbreite plus Ausladung der Markise plus 3 Meter an jeder Seite plus ein Grünstreifen zwischen den "Pitches", damit die Stellflächen unterscheidbar sind. Das verlangt die britische Brandschutzordnung. Deshalb gibt es auf jeder Stellfläche 2 kleine Pfähle an der Randseite, zwischen denen das Fahrzeug stehen muss! Geschottert: bei dem vielen Regen in Großbritannien kommt man von Grasflächen nicht mehr weg!

Stellflächengröße

Soweit das Thema "Camping"


Es gibt noch das Problem der Bäckereien, das ähnlich gelagert ist wie das mit den Caravans. Wir habe z.B. das Stadtzentrum von Bath besucht und dabei fiel mir ein, dass wir noch Brot kaufen müssen. Also habe ich in der Openstreetmapkarte nach "Bäckerei" gesucht und im Umkreis von 250 Metern gab es 7 Treffer. Wir haben sie alle abgeklappert und kein Brot kaufen können. Der Grund: diese Geschäfte enthalten alle das Wort "bakery" im Namen oder bezeichnen sich als Bäckerei. Aber keines verkauft Brot, es sind Fastfood-Läden. D gibt es "ham-rolls", "ham-wraps", "cookies", "coffee", "sweets" und so weiter. Wenn Du in GB Brot kaufen willst, dann such Dir einen größeren Supermarkt, dort gibt es oft - wie bei uns - einen Bäcker.

Keine Bäckerei
Keine Bäckerei
Fast Food
Fast Food

Die spinnen, die Briten ...


Wir sind in noch einem "Club" Mitglieder geworden: bei "English Heritage". Diese Organisation betreut über 400 historische Denkmäler, Gebäude und Orte, z.B. auch das berühmte Steinmonument "Stonehenge". Die Mitgliedschaft kostet 92 Pfund für 2 "Seniors" bzw. 115 Pfund für 2 Nicht-Rentner und dafür hat man bei allen Einrichtungen von English Heritage freien Eintritt. Normalerweise hat man die Kosten für die Mitgliedschaft schon bei 5 Einrichtungen wieder reingeholt. Lohnt sich besonders, wenn man wie wir längere Zeit unterwegs ist und sich dann auch viel ansehen kann. (Stand November 2022)

https://www.english-heritage.org.uk/

Und dann gibt es noch das Thema Hunde. Wenn wir normal in Kontinentaleuropa einen Stellplatz beziehen, dann fragen wir oft bei potentiellen Nachbarn. "Haben Sie einen Hund?" .In Großbritannien lautet die entsprechende Frage: "Wieviel Hunde haben Sie?". Denn gefühlt haben 9 von 10 Briten mindestens einen Hund und davon die Hälfte mehrere Hunde (oft 3). Das liegt wahrscheinlich an Queen Elisabeth, die ja oft mit mehreen Corgies im Fernsehen auftauchte. Ätzend ...

Hunde 1
Hunde 2
Hunde 13

Ach ja, noch was: die Briten ernähren sich wohl überwiegend von Fertiggerichten oder Fastfood. Viele Menschen dort sind unglaublich dick und zeigen das auch ohne scheu durch hautenge Kleidung. Und in den Supermärkten gibt es immer mindestens 50 Regalmeter mit Fertig-Essen. Abgesehen von den vielen schon erwähnten Fastfood-Läden.

Fette Menschen 1
Fette Menschen 2

Das soll's gewesen sein, mehr fällt mir nicht ein.



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