Wie wir dem Kater das Reisen beigebracht haben
Erste Voraussetzung für Reisekatzen: Der Kater ist von klein auf Freigänger und kann mit Autos, Hunden, Kindern und fiesen Jugendlichen umgehen. Bei den ersten beiden bleibt er sitzen, bis die "Gefahr" vorbei ist, den letzteren geht er aus dem Weg. Zweite: Autofahren ist OK, kein Grund zum Jammern. Das merkt man schnell, wenn man mit dem Tier zum Arzt muss ...
Im ersten Jahr haben wir den Kater noch nicht mitgenommen. Es durfte aber immer bei den Vorbereitungen, beim Basteln, bei was auch immer mit ins WoMo. Dadurch gehörte das Fahrzeug nach einiger Zeit zu seinem Revier, in dem er auch schon mal seinen Mittagsschlaf machte.
Im zweiten Jahr haben wir ihn im Herbst 2mal ein Wochenende mitgenommen zu Verwandten auf dem Land. Schon vorher habe ich die Katzentreppe (siehe Leiterseite) "erfunden", die es dem Kater ermöglicht, jederzeit in den Wagen zu kommen. Diese Treppe hat er schnell und gut akzeptiert, eine ähnliche Leiter lehnt am Carport, auf dem Bernstein sich gern einen Überblick über das Treiben in unserer Straße verschafft.
Im Frühjahr des nächsten Jahres haben wir dann eine 10-tägige Reise gemacht nur zum Ausprobieren, wie Bernstein das mitmacht. Diese 10 Tage waren der reinste Horror für mich, denn Frauchen hatte furchtbare Angst, dass unser Tier wegläuft. Er hat nicht einmal die Tendenz dazu gezeigt und im Gegenteil Spaß am Campen signalisiert. Endsprechend sank dann ganz allmählich das Angstniveau und jetzt Ende 2018 liegt es bei Null.
Wir haben freiwillig eine Einschränkung bei der Platzwahl auf uns genommen: wir fahren keine Plätze an, die in der Stadt oder dicht an befahrenen Straßen liegen. Wenn wir irgendetwas besichtigen wollen, dann beschränken wir uns beim Parken auf 4 bis 5 Stunden (während derer der Kater im Womo seinen Schönheitsschlaf macht) oder wir fahren mit dem Rad oder - wenn die Entfernung größer ist - auch mit dem Zug/der Straßenbahn dorthin. In der Zeit ist der Kater Freigänger auf dem Platz.
Wenn wir auf einem Platz ankommen, dann müssen wir erstmal an der Rezeption anhalten, dann folgt die Stellplatz-Suche, dort muss ich die Fläche ansehen wg. Schiefheit und den Wagen hinstellen, dann eventuell noch Keile unter Räder stellen und rauffahren. Dazu ist mindestens einer von uns 4mal ausgestiegen. Dabei macht der Kater keinerlei anstalten, selbst auszusteigen. Er wartet er auf mein Kommando: ich gehe von innen zur Wohnraumtür und sage dabei "So Bernstein, jetzt geht's los!". Das ist das Signal für den Kater, mit mir auszusteigen. Alles nur Training. Dann machen Bernstein und ich einen kleinen Rundgang, bei dem er sich die Umgebung einprägt.
Der Rundgang Herrchen + Kater dient auch folgenden Zwecken: erstens sehen andere Camper, dass es den Kater gibt und dass er zu mir gehört (oft entsteht daraus ein angeregtes Gespräch) und zweitens sehen wir beide, wo Hunde sind (Bernstein vermeidet später diese Stellplätze). Wenn ich dabei sehe, dass Hunde nicht angeleint sind, dann werden die Hundebesitzer von mir gewarnt, dass derzeit ein "Kampfkater" auf freilaufende Hunde wartet. Die meisten wissen bereits, dass ihre Hunde bei Katzen in Gefahr laufen, sich eine blutige Nase zu holen und binden ihr Tier an.
Übrigens wirkt das Training genauso bei der Abfahrt (Keile, Klo, Abwasser, Wasser, Bezahlen) oder beim Einkaufen. Die Härte ist: ab und an muss ich Gas tanken (siehe Tankflasche). Der Tankanschluss ist im Gaskasten montiert und ich muss also die Hecktüren öffnen. Oft liegt beim Tanken der Kater hinten auf dem Bett bei offener Tür und sieht mir zu - ohne irgendeinen Drang, den Wagen zu verlassen und ohne zu Erschrecken ob der hässlichen Geräusche dabei.
Und um es klar zu sagen: der Kater läuft nicht weg, er kommt auf jeden Fall zum Wagen - nach Hause, falls Stress droht. Und wenn es Zeit ist, zu schlafen ...
Noch Fragen?
Die NDR-Redakteurin Hanne Klöver war bei uns und hat für die Hörfunkreihe "Dit un dat op platt" bei NDR 1-Radio Niedersachsen ein Interview mit mir gemacht. Gesendet am 7. August 2020:
Die Nordwestzeitung, also die Zeitung für meine Stadt "und umzu" hat mal einen Artikel über Tiere im Urlaub unter die Leserschaft gebracht mit dem Inhalt, dass man Katzen am Besten zu Hause lässt in der Obhut von Nachbarn oder Familie, vielleicht noch in der Katzenpension. Auf jeden Fall sei "Reisen" nichts für Katzen. Das ließ mir keine Ruhe und ich habe an die Redaktion geschrieben, dass hier bei uns ein Kater lebt, der gern reist und die Redaktion könne sich den gern ansehen. Tatsächlich hat nur einen Tag später schon der Redakteur Alexander Meyer angerufen und einen Termin abgemacht. Er war dann hier, hat den Kater, das Wohnmobil und uns in Augenschein genommen und viele Fragen gestellt. Herausgekommen ist der gedruckte Artikel rechts. Und weil der so schlecht zu lesen ist, habe ich die Online-Version hiernach als Bild eingesetzt. Bei Gelegenheit jage ich mal ein OCR-Programm darüber, dann wird das Text. Bei der Nordwestzeitung ist dies ein "Plus"-Artikel, der nur für Abonnenten lesbar ist. Die vom Redakteur verwendeten Bilder sind alle von mir.
„Katzen bleiben lieber daheim“ lautete die Überschrift eines NWZ-Artikels. „Stimmt nicht“, sagt der Oldenburger Hartmut Krummrei und präsentiert seinen Kater Bernstein, der gerne in den Urlaub fährt.
Osternburg.Wenn Katzenhalter verreisen, bleiben Mauzi, Kitty oder Felix in der Regel zu Hause und werden von Nachbarn, Freunden oder Verwandten versorgt. Es gibt aber auch Ausnahmen. So wie Bernstein, den pechschwarzen Kater aus dem Oldenburger Stadtteil Osternburg, der schon mehrere europäische Länder mit dem Wohnmobil bereist hat, wie Hartmut Krummrei und Karin Dillmann berichten.
Als Krummrei vor einigen Tagen den NWZ-Artikel „Katzen bleiben lieber daheim“ (NWZ vom 27. Juni) las, in dem geschildert wird, dass die Vierbeiner die Routine und eine gewohnte Umgebung und nicht das Verreisen mögen, erkannte er seinen Kater nicht wieder. „Nein! Ein Oldenburger Kater liebt es, die Welt kennenzulernen“, schrieb der Rentner der NWZ.
Bernstein lebt seit 2008 bei dem Paar in einer Osternburger Siedlung und begleitet die beiden Rentner seit einigen Jahren auch auf ihren Urlaubsreisen mit dem Wohnmobil. „Wir waren zusammen in verschiedenen europäischen Ländern wie Dänemark, Frankreich, Belgien, Schweden, der Schweiz oder Tschechien“, berichtet Karin Dillmann. Und überall habe sich Bernstein wohl gefühlt.
Ruhig und neugierig
„Er hat einen ruhigen Charakter und ist sehr neugierig“, beschreibt Krummrei den Kater, zu dem er ein sehr inniges Verhältnis hat. „Schon als Bernstein noch sehr jung war, sind wir zusammen spazieren gegangen. Dabei ist er immer in meiner Nähe geblieben, ohne dass ich ihn an eine Leine genommen habe.“
Als das Paar dann feststellte, dass der schwarze Vierbeiner gerne Auto fährt, haben sie einen ersten Probeurlaub mit Kater gemacht. „Ich habe mir am Anfang große Sorgen gemacht, dass Bernstein nicht wiederkommt, wenn wir ihn auf einem Campingplatz frei laufen lassen“, sagt Karin Dillmann. Doch das Tier habe sich nie weit entfernt und sei immer zurück gekommen.
„Wir haben einige Rituale, wenn wir auf einem Platz ankommen, die Bernstein helfen, sich zurechtzufinden“, sagt Krummrei. Der Kater würde das Wohnmobil erst dann verlassen, wenn der Rentner den Satz „So Bernstein, jetzt geht’s los“ sagt. "Dann drehen wir zusammen eine Runde. Dabei kann man genau beobachten, wie sich Bernstein orientiert und immer nach dem Wohnmobil Ausschau hält, damit er zurückfindet, wenn er später alleine unterwegs ist.“
Nur ein Mal sei das Paar ernsthaft in Sorge um das Tier gewesen. „Das war auf einem Campingplatz in der Bretagne in Frankreich“, erinnert sich Dillmann. „Wir vermuten, dass Bernstein durch ein Loch im Zaun des Platzes auf das Nachbargrundstück gekommen ist und dann nicht wieder zurückgefunden hat“, sagt Krummrei. Mehrere Stunden blieb der Kater verschwunden.
„Irgendwann bin ich das auf das Grundstück nebenan. Da stand ein Krankenhaus und am Eingang der Notaufnahme saß Bernstein und hat auf mich gewartet“, berichtet der Rentner weiter. Auf eines könne er sich bei seinem Haustier verlassen: „Wenn Bernstein sich verläuft, dann setzt er sich hin und wartet, bis wir ihn finden.“
Eine gute Eigenschaft
Das sei eine der Eigenschaften des Tieres, die dem Paar die Sicherheit gibt, dass dem Kater nichts Schlimmes passiert. Eine andere sei die Tatsache, dass er auf Zuruf angelaufen komme. „Ich war zum Beispiel mit Bernstein in einem Bunkermuseum in der Normandie, da hat er sich richtig wohl gefühlt, weil es viel zu entdecken gab. Wenn ich ihn aus den Augen verloren und gerufen habe, war er immer schnell wieder bei mir“, erinnert sich Krummrei an den Ausflug.
In diesem Jahr waren die drei Osternburger wegen der Corona-Beschränkungen noch nicht mit dem Wohnmobil unterwegs. „Wir hoffen im Herbst nach Polen fahren zu können. Da war Bernstein bisher nur auf der Durchreise“, sagt der Rentner.
Mehr Urlaubsbilder von Bernstein: www.NWZonline.de/fotos