Nochmal Schweden

Die Reisen von Karin + Hartmut

Reise nach und in Schweden

Tag 15

Ich bin zu ungeduldig, um auf den entscheidenden Anruf zu warten: um 9 Uhr rufe ich in der Werkstatt an und frage, wie es um unser Auto bestellt ist. Und bekomme zur Antwort, dass alles soweit zusammengebaut wurde und der Meister gerade eine Probefahrt macht, um zu überprüfen, dass nichts leckt vom Kühlwasser.

Das reicht schon an Information, wir packen zusammen. Kurz bevor wir fertig sind, kommt der erwartete Anruf: das Womo ist fertig. Eine halbe Stunde später sind wir fertig mit Packen und als letztes kommt Bernstein in seiner Box noch oben auf unser Hab und Gut.

Einpacken zur Abfahrt 1
Einpacken zur Abfahrt 2

Etwa 20 Minuten sind wir dann in Tappernöje an der Werkstatt. Nach dem Bezahlen (nur knapp 1000 Euro) stelle ich beide Fahrzeuge nebeneinander und wir müssen schon wieder packen, jetzt aber nicht "ein", sondern "um". Als erstes stelle ich die Box mit dem Kater im Wohnmobil auf den Tisch, damit der aus dem Weg ist. Was Bernstein natürlich nicht versteht: er will jetzt endlich raus. Erst ein kräftiges Anschnauzen sorgt für Ruhe in der Schachtel. Packen dauert wieder eine halbe Stunde, weil ja nichts im Wohnmobil locker durch die Gegend fliegen darf. Und als Letztes darf Bernstein sich endlich im Wohnmobil wieder frei bewegen.

Die Werkstatt
Die Wasserpumpe defekt
So sieht die kaputte Wasserpumpe aus
Neue Wasserpumpe
So ähnlich hat sie mal ausgesehen, das Pumpenrad ist zerbröselt ...
Keilriemengummi
... und hat die Keilriemenscheibe blockiert: der Keilriemen ist dadurch angeschmolzen

Karin fährt das Wohnmobil und ich im Toyota voraus. Auf halber Strecke gerate ich hinter dieses Gefährt, das etwas breiter ist als normal und überdies auch noch ab- und an einen Schlenker nach links macht, wenn rechts ein Schilderpfahl steht. Das kann ich nicht überholen, weil Karin sich garantiert nicht traut. Was bleibt? Eine Viertelstunde langsam hinterher zuckeln ....

Fahrt hinter Traktor

Wir kommen heil beim Autoverleiher an und ich muss dann erst nochmal mit dem Kleinwagen zur nächsten Tankstelle fahren, weil man ja bekanntlich Leihwagen vollgetankt wieder abgibt. Ich stelle den Wagen an die passende Säule, öffne den Tank und stecke den Benzin-Rüssel da rein. Plonk - meldet sich die Zapfsäule und will wissen, wie ich bezahlen will: "Kord" oder "Kod". Ich kenne "Kord", aber ich möchte bar bezahlen, weil ich noch so viel Cash dabei habe. Und schließlich ist der Tankstellenkiosk ja besetzt. Und dann meldet sich der Kartenautomat an der Zapfsäule noch mit "Kann leider keine Quittund rausgeben, weil mein Drucker defekt ist". Na prima! Ich mach den Tank wieder zu und fahre an eine andere Säule, doch die will wieder wissen, wie ich bezahlen möchte, aber das Wort "bar" oder "cash" taucht nirgendwo auf im Display. Also gehe ich rein und bitte eine von den Mitarbeiterinnen um Hilfe.

Tankstelle in Vordingborg

Und die erklärt mir, wie man in Dänemark tankt:

Entweder man tankt mit Karte, dann wählt man die Taste, steckt die Karte rein, füllt Sprit in den Tank und holt die Karte wieder raus. Oder man will bar bezahlen. Dann geht man zuerst zur Kasse und gibt einen Geldbetrag an, für den man tanken möchte, oder man sagt, wieviel Liter man zapfen möchte und jeweils die Spritsorte. Dafür bekommt man einen Zettel mit einem Code drauf wie für das Aufladen von Handy-Guthaben. Mit dem Zettel geht man zur Zapfsäule und tippt auf die Taste "Kod". Dann öffnet sich auf dem Display ein Eingabefeld, in das am die entsprechende Ziffernfolge eingibt. Der Code wird geprüft und wenn er OK ist, dann darf man die passende Zapfpistole in den Tank einschieben und abdrücken. Die Tankbefüllung hört auf, wenn eins der folgenden Ereignisse eintritt: entweder die angesagte Literzahl wurde getankt oder der Geldbetrag ist aufgebraucht ist oder der ist Tank voll. Bei den beiden ersten Ereignissen steckt man jetzt den Rüssel in die Säule, macht den Tank zu und fährt weg. Bei der Möglichkeit "Tank voll" ist wahrscheinlich nicht das Geld aufgebraucht, das man vorher am Tresen bezahlt hat. Deshalb gibt die Zapfsäule einen Beleg aus, wieviel man getankt hat. Damit und mit dem Zettel mit dem Code geht man dann zur Kasse und zeigt beides vor. Nach Prüfung bekommt man den zuviel gezahlten Geldbetrag bar zurück. Alles klar?

Jetzt fragst Du Dich sicherlich, warum so kompliziert? Das habe ich die Angestellte auch gefragt: Es wurde vor ein paar Jahren in Dänemark eingeführt, weil die Zahl der Tankbetrüger zu stark zugenommen hat. Seitdem ist das Delikt "Tankbetrug" nahezu verschwunden aus der Polizeistatistik. Und: Überwachungskameras braucht man auch nicht mehr, seit man per Karte oder "Prepaid" tankt! Ich sehe mich um: es sind außen keine Kameras zu sehen im Gegensatz zu Deutschland, wo jede Person auf dem Gelände einer Tankstelle von mindestens 3 Kameras gleichzeitig erfasst wird.

Ich bringe den Wagen zum Vermieter und die junge Frau hält mich für so einen guten Fahrer, dass sie sich das Fahrzeug nicht ansieht. Ich habe ihr den Kilometerstand fotografiert, den tippt sie vom Fotoapparat ein und alles ist klar. Nur auf das Drucken einer Rechnung, die ich ja für den ADAC brauche, ist sie nicht eingerichtet, das dauert noch 10 Minuten extra. Aber immerhin habe ich jetzt mal etwas schwarz auf weiß, ääähhhh ... gedruckt auf Papier. Eigentlich sollte die Rechnung nur per PDF auf meinem Smartphone ankommen ....

Der Auto-Verleih
Auto-Verleih

So, ab jetzt sind wir wieder autarke Camper, wir kommen allein über die Runden! Aber das Frischwasser im Tank des Womos hat jetzt 12 Tage bei warmem Wetter darin gestanden. Das ist für Trinkwasser zu lange! Also weg damit. Auf der Straße nach Mön halte ich an einem Rastplatz, krieche unter das Bett und ziehe den Stöpsel unten im Wassertank. Das Wasser plätschert munter unten aus dem Auto in den nächsten Gulli. Was wohl die anderen Parkplatzbesucher gedacht haben?

Auf dem Campingplatz Mönsbroen fahre ich deshalb direkt zum Frischwasserhahn und wir füllen den Tank mit wirklich frischem Trinkwasser. Dann packen wir die Fahrräder auf, die wir ja hier lassen mussten und endlich ist wieder alles beim alten: wo übernachten wir heute?

Vor ein paar Tagen hatte ich im Spiegel einen Beitrag über ein Kunstwerk in Lolland gelesen (dieser Beitrag ist nicht mehr zu finden, sonst hätte ich ihn verlinkt). Das Kunstwerk bestünde aus Steinsäulen, die in einem großen Kreis auf dem platten Feld stünden, so ähnlich wie in Stonehenge. Ich habe mir das Kunstwerk per Google-Earth angesehen und festgestellt, dass es nur wenige hundert Meter vom Hafenort Kragenæs am Nordrand von Lolland entfernt steht und das Kragenæs über einen Campingplatz verfügt, der auch für freilaufende Katzen geeignet ist. Das erzähle ich genauso Karin und die sagt nur: "Na, dann nichts wie hin!". Wir verlassen Mön über die Brücke in Richtung Lolland.

Die Brücke nach Falster
Die Brücke nach Falster

Aus Wikipedia: "Kragenæs ist eine dänische Hafenstadt mit weniger als 200 Einwohnern am Smålandsfarvandet im Norden von Lolland."

Hier liegt Kragenaes
Hier sind wir für die nächste Nacht
Campingplatz-Rezeption
Die Rezeption, auch für die Marina

Gegen 3 stehen wir auf dem Campingplatz und mit dem Worten "So, Bernstein, jetzt geht's los" kehrt endlich wieder Normalität ein. Dieser Satz ist für den Kater das Signal, dass er raus darf und mit mir eine kleine Erkundungsrunde drehen wird. Und tatsächlich, alles ist ganz normal.

Der Campingplatz aus der Luft
Der Campingplatz von oben

Nachdem der Kater seine Umgebung genügend erkundet hat, gehen Karin und ich zu diesem Kunstwerk.

Aus Wikipedia: "Dodekalitten (nach dem griechischen Ausdruck für 12 Steine) ist ein im Bau befindliches Kunstwerk in Form eines Steinkreises bei Kragenæs auf der dänischen Insel Lolland. ... Das Werk besteht aus 12 Granitsäulen, die in einem Kreis von 40 Metern Durchmesser aufgestellt sind. Die Steine sind jeweils 7 bis 9 Meter hoch und wiegen 25 bis 45 Tonnen; die oberen 2 Meter sind als Köpfe gestaltet, die zur Kreismitte blicken. Aus 12 Sitzsteinen im Kreisinneren erklingt in den hellen Stunden des Tages computergenerierte elektroakustische Musik, die sich in Abhängigkeit von Umgebungsdaten (wie zum Beispiel Jahreszeit, Lichtsituation, Wetter und Gezeiten) ständig verändert. Der Steinkreis steht etwa 300 Meter von der Küste entfernt und bietet einen Ausblick auf das Smålandsfarvandet. In der Nähe liegen das Ganggrab Glentehøj und weitere bronzezeitliche Grabhügel."

Kunstwerk Dodekalitten 1
Kunstwerk Dodekalitten 2
Kunstwerk Dodekalitten 3
Kunstwerk Dodekalitten 4
Kunstwerk Dodekalitten 5
Kunstwerk Dodekalitten 6
Kunstwerk Dodekalitten 7
Karin sitzt auf einem der Steinblöcke ...
Kunstwerk Dodekalitten 8
... unter denen sich die Lautsprecher befinden
Kunstwerk Dodekalitten 9
Kunstwerk Dodekalitten 10
Einer der Grabhügel
Fährticket

Das war ein schöner Ausklang des anstrengenden und aufregenden Tages, auch deutlich am Kater zu merken, der schon um 9 freiwillig die Koje aufsucht, um zu schnarchen.

Morgen fahren wir wieder in Richtung Heimat. Die Aufregung hat Karins Gesundheit angeschlagen, ihr Blutdruck ist immer wieder im Keller und das ohne Tabletten, die eigentlich den Blutdruck senken sollen. Schweden muss sich noch gedulden, das Ticket für die Öresundbrücke kann ich stornieren. Und ich buche ein Fährticket nach Fehmarn.


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