Tag 32
Wir fahren weiter, diesmal ändern wir wieder die Richtung von "Nordwest" nach "Südwest", denn wir wollen durch den Harz fahren: bei Kukki Eintopf essen und Dosen kaufen (man muss langfristig denken). Und vorher vielleicht noch in Sangerhausen das Rosarium besuchen. Oder vielleicht Eisleben erforschen? (Man muss spontan entscheiden können ...)
Einige Kilometer vor dem Dorf Porst ist die Straße gesperrt und wir werden umgeleitet in Richtung Osten. Leider ist die Straße gut für Tempo 30. Und so habe ich nach 3 Kilometern - gelinde gesagt - die Nase voll (in Wirklichkeit koche ich!) und fahre zurück zur Absperrung, von dort wieder 2 Kilometer in Richtung Aken und dann an einem Abzweig in Richtung Westen. Gute Wahl, die Straße ist in Ordnung.
So kommen wir auf akzeptablen Kreisstraßen immer weiter in Richtung Eisleben am Ostrand des Harzes. Am Ortsende vom kleinen Ort Gerbstedt (ist das noch Dorf oder schon Stadt) sehe ich etwas, was mich sofort den Wagen stoppen lässt. Rechts neben der Straße steht allerhand "Modelleisenbahn". Das müssen wir uns näher ansehen und ich parke den Wagen.
Hier sind Dampfloks, Triebwagen und ganze Züge im Maßstab 1:10 auf kleinen Podesten aufgestellt. In der Zufahrtsstraße zum ehemaligen Bahnhof steht noch viel mehr und auf der gegenüberliegenden Straßenseite entdecke ich alte Burgen in einem unbekannten Maßstab, aber mannshoch in Vorgärten stehen. Alles nach kurzer Klopfprobe offensichtlich aus Beton.
In einem der Gärten sitzt neben der Burg eine Frau mit Katze und als ich sie mit der Burg fotografiere, öffnet sich die Haustür des zugehörigen Hauses und ein älterer Herr tritt heraus. Den frage ich nach dem Urheber all dieser Kunstwerke und er erwidert, dass dies alles ein jetzt älterer Herr gemacht habe, der "hier" wohne. Wobei er auf die Haustür zeigt, aus der er gerade gekommen ist. Dabei grinst er. Genau mein Humor und es folgen spannende 2 Stunden, in denen er uns erzählt, dass er "Beinert" heiße, wie es zu diesem Modellbau gekommen ist, seit wann er das schon macht, was er schon alles gemacht hat, dass im Ort noch weitere 38 Burgen verteilt sind, dass er die Burgen nach "Sammelbildern" aus einem Album "Burgen am Rhein" gestaltet habe, welche Erlebnisse für ihn damit verbunden seien und und und ...
Aus Wikipedia: "Eine weltweite Einzigartigkeit sind die Miniaturburgen von Günther Beinert, die sich innerhalb des Stadtgebietes von Gerbstedt befinden. Die meisten Burgen sind in der DDR-Zeit entstanden. Es wurden aus bürgerlicher Aufsässigkeit oft Rheinburgen erbaut. Diese meist nur bis zu 1,70 m hohen Burgen laden zu einem ausgedehnten Spaziergang ein. Mittlerweile wurden auch Schlösser und Burgen aus der Region als Miniaturgebilde errichtet."
Sein größtes Werk ist das Schloss Mansfeld, das sogar mit echten Fensterscheiben und Beleuchtung versehen ist. All das kannst Du bewundern auf dem kürzesten "Outdoor"-Burgenweg der Welt in Gerbstedt.
Herr Beinert nimmt uns sogar mit ein seine Werkstatt, die direkt neben der Eisenbahnausstellung in einem älteren Bahnwärterhaus untergebracht ist.
Wir kommen heute nicht dazu, den Burgenweg zu besuchen und fahren weiter zur Lutherstadt Eisleben. Eigentlich wollte ich mir den Stadtkern anschauen, aber die Eislebener haben als Sehenswürdigkeit nur eine "Martin-Luther-Büste" und einen "Lutherbrunnen" auf dem Marktplatz rumstehen. Außerdem ist es dank Herrn Beinert spät geworden und Sangerhausen als Ziel fällt flach. Wir fahren direkt zu unserem nächsten Platz Camping Ludwig in Dankerode 15 Kilometer südlich von Harzgerode. Den Platz kennen wir alle 3 schon.
Dieser Campingplatz liegt an einem flachen Hang, deswegen sind die Plätze alle ein wenig schief und für Wohnmobilisten ist es ein wenig schwierig, den Wagen halbwegs gerade hinzustellen. Doch ich kenne das schon und habe kein Problem damit. Dafür hat diese Einrichtung einen speziellen Vorteil: es gibt für jeweils 4 Stellflächen (die im Viereck angeordnet sind) ein kleines Sanitärgebaude in der Mitte mit jeweils 4 Badezimmern. Also hat jeder Stellplatz sein eigenes Bad, das auch nur ca. 3 Meter entfernt ist. Welch Luxus!
Für Halter von Katzen: der Platz liegt inmitten von Feldern und deswegen können freilaufende Katzen nicht ungesehen entkommen. Er eignet sich also gut zum Testen, ob die eigene Katze "Camping-geeignet" ist. Bernstein jedenfalls fühlt sich sauwohl hier. ("Katze" und "sauwohl": geht das?)