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Das Reisetagebuch

Tag 13 - Dienstag


Ich wache durch das Geräusch von schweren Regentropfen auf Zelthaut auf und sehe vorsichtig durch den Reißverschluß: die Sonne scheint! Eine Kopfdrehung nach oben: ich befinde mich genau unter einer dicken Regenwolke. Die kann sich aber noch nicht entscheiden, ob sie jetzt hier abregnet oder 100 Meter weiter. Mir egal, ich koche erstmal Kaffee, dann sehe ich weiter. Aber als ich mit dem Kaffee auf dem Roller sitze, stelle ich fest, dass das mit dem "weiter sehen" hier nicht geht. Dies enge Tal verhindert die Sicht in Wetterrichtung und so kann ich keinen persönlichen Wetterbericht für die nächste Stunde erstellen.

Grenze Deutschlan LuxemburgIch fahre ohne los (die Wolke hat beschlossen, nicht hier zu regnen) und bin nach 10 Kilometern an der Grenze zu Luxemburg. Diese Grenze ist nicht unbedingt als solche zu erkennen, aber ich muss über den Fluss Our und dahinter sehen die Schilder etwas anders aus. Ich folge der Our nordwärts bis Dasburg und biege dann wieder in Wetterrichtung ins nördliche Luxemburg ab. Dieser Teil der Welt sieht genauso aus, wie die Eifel und beim Tankstopp kurz vor Clervaux stelle ich fest, dass auch die Menschen hier genauso sprechen, wie die in der Eifel. Der Sprit in Luxemburg unterscheidet sich allerdings deutlich von dem in Deutschland: er kostet pro Liter nur 1,16 Euro. Warum hat mein Roller eigentlich nur einen 8-Liter-Tank ...

Grenze Luxemburg-Belgien20 Kilometer weiter: die Belgier haben es mir ihrer Grenze wohl genauer genommen als die Luxemburger. Die Straße zeigt mit ihrem Verlauf und den Parkbuchten deutlich, dass hier mal eine ordentliche Grenzkontrolle stattgefunden hat. Und heute noch "ziert" ein großes Schild die Grenze. Ein weiteres belehrt, dass es auch in Belgien Geschwindigkeitslimits gibt.

Erste belgische LokomotiveEine nette Touristenattraktion findet sich im Dorf Vresse: der Holznachbau der ersten belgischen Lokomotive, die 1835 von Mecheln nach Brüssel fuhr.


Grenze Belgien-FrankreichAm späten Nachmittag komme ich nach Hautes-Rivières und stelle fest, dass ich die belgisch- französische Grenze überquert haben muss. sie war aber nicht zu sehen. Der Ort liegt im Tal der Semois, die sich in diesem Bereich heftig schlängelt und eine sehr schöne Landschaft geschaffen hat. Leider habe ich wenig Zeit dafür, das Bellatreffen ruft und dies Tal läuft nicht weg, ich komme dafür noch mal wieder.

Einen Schauer und zweimal "verfahren" später lande ich in Revin im Tal der Meuse. Ich habe mich durch das Schlängeln der Semois irritieren lassen und bin falsch abgebogen. Da die Karte, die ich benutze, nur einen großen Maßstab hat, frage ich. 2 der 3 Franzosen verstehen mein Englisch und wollen mir helfen, jedoch: keiner spricht auch nur ein Wort Englisch oder Deutsch. Wir kommen Madagascar an der Semoisaber trotzdem klar, weil ich die französischen Worte für rechts, links und geradeaus drauf habe, die Längenangaben denen in Deutschland entsprechen und die Zeichensprache international ist. Dafür habe ich kurz vor Revin noch einen "Abstecher" nach Madagascar gemacht.

Ich stehe mitten in Revin an einem Platz, auf dem in anderen Städten der Ortsplan steht. Hier steht nichts, was mir den Weg zu einem Campingplatz zeigen könnte. Ich frage also wieder, diesmal einen Mann in meinem Alter, der gerade auf seinen modernen Roller steigen will. Auch der spricht kein Englisch, er sagt überhaupt kein Wort, sondern grinst fröhlich und nickt, startet seine Motorsäge und macht das internationale Zeichen für "Mir nach!". Fünf Minuten später bremst er, deutet auf den Zeltplatzeingang, grinst wieder fröhlich und macht das internationale Zeichen für "Eh, Deinen Roller finde ich echt Klasse, machs gut und halt dich grade!" Das nenne ich Service ...

Zeltplatz RevinDer Campingplatz liegt direkt am Fluss ziemlich zentral, ist gut und sauber eingerichtet und außerordentlich preiswert (Die Dame an der Reception spricht auch verständlich deutsch und englisch). Es ist früh am Tag und deshalb sehe ich mich in der kleinen Stadt um. Straße in RevinEine arme Stadt, der es früher mal richtig gut gegangen sein muss, was man an der Architektur der Häuser heute noch sieht. Heute hängen die Kinder und Jugendlichen auf der Straße herum und wissen nichts anzufangen mit sich und dem Ort, in dem sie leben. Der einzige Spaß sind die Mopeds und Roller, auf denen sie - ohne Auspuff versteht sich - stundenlang durch die Stadt gurken. Der Krach reißt auch am späten Abend nicht ab und versaut mir die Nacht.


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