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Das Reisetagebuch

Tag 19 - Montag


RegenwolkenUm 8 Uhr bin ich wieder wach. Es hat die ganze Nacht geregnet, aber jetzt gerade nicht, es hängen nur dunkle Wolken über mir. Das mittelenglische Industriegebiet liegt hinter mir, eine leicht bergige Gegend namens The Pennines vor mir. Das heißt: nicht ganz vor mir, denn genau im Norden liegt das Städtezentrum MiddlesBrough/Newcastle. Aber Edinburgh liegt nordnordwestlich von mir und deshalb ist das die bevorzugte Himmelsrichtung. Diese Orientierungsweise soll in der Wüste sehr hilfreich sein, ohne Sonne nutzt sie aber nicht. Vielleicht sollte ich mir doch ein Navigationsgerät kaufen?

Egal, als nächste größere Stadt in meiner Richtung zeigt mir die Karte einen Ort namens Catterick Garrison und den peile ich an. Aber: ich finde ihn nicht, nur ein kleines Dorf namens "Catterick". Mir bleibt nur, zu fragen, wie ich zu den nächsten kleineren Städten komme: Richmond und Barnhard Castle. Beim Fragen mit der Karte in der Hand (was mal wieder 15 Minuten dauert, weil der Befragte schon etwas älter ist und meinen Roller beim Namen nennen kann und auch mal einen hatte, wenn auch nur kurze Zeit usw.) löst sich das Rätsel: Catterick Garrison ist schlicht falsch geschrieben in der Karte, denn es handelt sich um die "Garnison Catterick" und ein militärischer Standort ist - wie so oft - nicht ausgeschildert. Ich fahre mitten durch und die Karte hat nicht übertrieben, die Garnison ist eine Riesenstadt.

Barnhard CastleAls ich Barnhard Castle erreiche, hat das Wetter aufgeklart, die Sonne scheint. Wie üblich stelle ich den Roller mitten auf dem zentralen Platz ab, sehe mich um und suche auf der Karte den weiteren Weg. Ab hier gibt es wegen der "Berge" Tal des Teesweit weniger Straßen und für mich gibt es nur eine einzige: am Flüsschen Tees entlang, über den Pass Burnhope Seat (650 Meter), weiter am South Tyne nach Greenhead am Hadrianswall. Eine lange Strecke ohne wesentliche Besiedlung und so tanke ich noch und kaufe das Wichtigste ein. Dann muss ich noch mal kurz jemanden nach dem richtigen Weg aus der Stadt raus Tal des Teesfragen und dieses "kurz" ist mal eben eine halbe Stunde, denn der alte hagere Mann mit der Pfeife im Mund, den ich frage, kennt mein Rollermodell, hatte, machte, wollte, träumte, Lambretta, woher, wohin usw. Und: "Great work!". Wieder kann ich dieses Leuchten in den Augen nicht fotografieren ....




Infotafel am HadrianswallUm 18 Uhr bin ich in Greenhead am Hadrianswall, leider zu spät für eine Besichtigung der alten römischen Mauer gegen die Schotten. Macht nix, die läuft nicht weg, die kann ich immer noch mal besichtigen. Die Tour durch die Berge war einfach schön, das Wetter hat sich sonnig gehalten, kaum Straßenverkehr, nur Schafe. Hier bin ich über die ersten Tees bei Darlington"Cattle Grids" gefahren, die Stangengitter, die das Vieh am Ausreißen hindern. Die Straße verläuft immer auf halber Höhe am Bergzug lang, ist dadurch ziemlich kurvig, enthält aber nur Steigungen, die nicht zum Schalten zwingen und bietet eine grandiose Sicht, denn Hecken und Bäume sind hier Mangelware. Den Hauptabzweig von der Durchgangsstraße nach Greenhead habe ich verpasst, an der zweiten Möglichkeit war ich zu schnell, der dritte Abzweiger entpuppte sich als schmaler alphaltierter Feld- und Waldweg mit 20% Gefälle und Steigung. Das ist so steil, dass ich bergab Angst in Sachen Bremsfading bekam (völlig unbegründet) und rauf den ersten Gang nehmen musste. Abenteuerliche 5 Kilometer mit reichlich kleinen alten Steinbrücken durch dicken Wald mit dem Gefühl: "Wenn Du jetzt einen Unfall baust und kannst nicht mehr selbst Hilfe holen, dann finden sie Dich erst im späten Herbst beim Ausforsten als Skelett. Aber der Roller wird noch anspringen ...".

Zeltplatz GreenheadDer Platz hier ist klein, ruhig und komplett ausgestattet. Er bietet bei trockenem Wetter Platz für 4 Wohnmobile und 12 Zelte, bei Regen sind es 4 Zelte weniger und ich nehme mir einen von den anderen 8 Zeltplätzen. Ein huzzeliges redseliges freundliches Mütterchen (Sie könnte die Frau von dem Platzwart in in Heathfield sein) knöpft mir für die Nacht 4 Pfund ab, schenkt mir dann aber zwei 10-Pence-Münzen für die Dusche. Damit wird dieser Platz am Ende der Reise der billigste sein.


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