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Das Reisetagebuch

Tag 17 -Samstag

Am Samstagmorgen
 Die Bürgerkriegsenthusiasten haben es auch heute mit den Musikinstrumenten: geweckt wird standesgemäß mit Trompetensignal und Trommel. Trotz der Entfernung weckt es auch mich. Der Wecker im Handy hat das schon um 7 Uhr vergeblich versucht. Es ist immer noch heftig windig, aber der Wind hat gedreht und das Gebäude bietet etwas Schutz. Die Sonne scheint heftig, ich stehe auf und mache mich fertig.

Um kurz vor neun kurvt ein neuer Peugeot vor mich auf den Rasen - völlig unstandesgemäß ohne Bella erscheinen Bill und Sue Dorling, Bill ist der Präsident des "Zundapp Bella Enthusiast's Club". Beide begrüßen mich sehr herzlich und freuen sich, dass auch jemand vom Kontinent hier ist, noch dazu auf eigener Achse. Bill erklärt mir das Fehlen einer Bella mit seiner altersbedingten Krankheit, er hat seinen Roller in gute Hände abgegeben und wahrscheinlich werden die guten Hände auch hier erscheinen und seinen Roller mitbringen.
Impression vom Treffen
Innerhalb der nächsten 2 Stunden passiert zweierlei: erstens tauchen viele andere Clubmitglieder auf und zweitens die restlichen Wolken ab. Der Tag verspricht, wunderschön zu werden. Aber igendwas stimmt hier nicht, ich habe nur keinen Schimmer, was.

Impression vom TreffenUm elf wird mir klar, was nicht stimmt: Bellas stehen jetzt genug auf dem Rasen, aber nicht ein einziges Zweitaktgeräusch war bis jetzt zu hören. Alle Roller sind bis jetzt im Transporter oder auf dem Hänger hierher gekommen. Deshalb beschließe ich, dass ich noch Sahne (für den Kaffee) und Käse kaufen muss. Und holen kann ich mir das ja nur mit dem Roller. Und so drehen sich alle Köpfe nach mir um, denn als mein Roller anspringt, ist das ein bis jetzt ungewohntes Geräusch.

Meine Einkäufe mache ich im Tante-Emma-Laden von gestern Abend und die alte Frau freut sich sichtlich, dass ich es heil über die A5 geschafft habe, und das nun schon zweimal. Trotzdem ermahnt sie mich nochmal, ja vorsichtig zu sein und wünscht mir gute Fahrt. Allerdings: im Gegensatz zu den Männern, denen ich bisher begegnet bin, interessiert sie der Roller überhaupt nicht.

PavillonaufbauWieder zurück beim Treffen. Jetzt sind die meisten da und sind auch fertig mit dem Auspacken und Aufbauen. Sie wenden sich jetzt mir zu, begrüßen mich, fragen viel und bewundern die Leistung des Rollers mit vielen Worten, denen ich oft nicht ganz folgen kann. Ich muss mein technisches Englischvokabular dringend ergänzen. Das erste englische Wort, das ich lerne, ist: "reliable" = "zuverlässig". Abgesehen vom technischen Wortschatz klappt die Unterhaltung ganz gut, mein Englischlehrer hätte seine helle Freude.

 Gegen Mittag findet eine Ausfahrt statt, ca. 20 Kilometer, dann eine Pause im Pub mit Mittagessen. Fast alle verbringen Einkehr im Pubdie Essenzeit im Pub, ich sitze lieber im Garten und genieße die Sonne. Der Tag ist wirklich wunderschön, so sollte es noch 14 Tage bleiben. Während der Rückfahrt ziehe ich meinen Fotoapparat aus der Jacke und drehe einen kurzen Film. Jetzt, wo ich nicht mehr den Druck des Termins habe, kann ich mir mehr die Landschaft ansehen, und mir ist aufgefallen, dass in diesem Teil Englands viel weniger Hecken an der Straße stehen, man kann viel mehr vom Land sehen und das filme ich zusammen mit dem Dutzend Bellas um mich rum.


ScheunenfundAls wir wieder auf dem Gelände von Stanford Hall sind, beginnen die Benzingespräche. Und weil den Engländern langsam klar wird, wie lange ich den Roller schon fahre, werde ich auch um Rat gefragt. Einer kommt zu mir und will wissen, warum seine neue Kette so viel Geräusch macht, ob das normal sei? Ich sehe mir die Kette an, sie sitzt stramm gespannt auf den Kettenrädern. Deshalb sage ich ihm ganz klar, das sei "the second fastest way to destroy the chain" und zeige, wieviel Spiel sie haben muss. Nach der schnellsten Methode hat er sicherhalber nicht gefragt ...

restaurierte BellaIch mache viel Fotos von den Rollern und von Details, die ich vielleicht mal auf meiner Website verbraten will und mir kommt irgendwas an einer ganzen Anzahl der Bellas merkwürdig vor. Ich brauche eine Reihe von Fragen, und dann löst sich das Rätsel: viele der Bellas haben das Gesicht der 200er Modelle, sind aber in Wirklichkeit 150er. Man erzählt mir, das der Importeur die Roller aus Steuergründen in Einzelteilen ins Land geholt hat und weil er sie sowieso zusammenschrauben musste, konnte er den "kleinen" Rollern das Gesicht der "großen" verpassen. Und ich dachte bis jetzt, dass ich die einzelnen Modelle gut unterscheiden kann ...Grillschürze

Den Abend verbringen wir mit Essen und Trinken, aber schon gegen halb 10 schon machen sich die ersten auf die Socken und eine wunderschöner Tag geht zu Ende. Wie haben die das mit dem Wetter geschafft???


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