Tag 2 - Freitag
Um 8 Uhr wache ich auf. Es hat die ganze Nacht gestürmt, der Wind hat Regenwolken gebracht. So kommt es, dass ich schon eine halbe Stunde nach der Abfahrt auf einem Bauernhof im Windschatten einer Scheune stehe, denn es gießt ganz fürchterlich. Eine halbe Stunde später hört
es auf, schnell zu regnen und ich
mache mich
wieder auf den Weg. Jetzt regnet es nur so viel, wie der Fahrtwind
wieder verdunstet.Um 12 komme ich in den Bereich von Den Haag, der Verkehr nimmt zu, das Navigieren wird schwierig. Nach dem Ortschild mache ich eine Kaffeepause und suche auf der Karte den Weg. Zu der Zeit habe ich nur einen Übersichtsplan der
Niederlande, auf dem alles ganz
einfach aussieht. Ist es aber nicht und das sieht auch ein
älterer
Herr und spricht mich an. "Zur Maasschleuse? Ganz einfach, da fahren
Sie an
der 2. Ampel rechts und die Straße durch, bis es nicht mehr
weitergeht und dann links." Ich bedanke mich und will weiterfahren.
Leider weigert sich der Roller hartnäckig, anzuspringen. Ich
nudel
fast die Batterie leer, mache dann eine längere
Zigarettenpause,
während der ich überlege, was denn jetzt los ist.
Danach
probiere ich es nochmal und der Roller springt an, allerdings
läuft der Motor schlecht, bockt, spuckt, neigt zum Ausgehen im
Standgas. Egal, ich muss weiter, fahre los und befolge die Anweisung
des älteren Herrn. Was zur Folge hat, dass ich 20 Minuten
später in der Innenstadt von Den Haag bin, mit
dem schlechten
Motorlauf kämpfe, dank fehlender Sonne und Wind keine
Himmelrichtung ausmachen kann und wegen dichten Verkehrs nur langsam
wieder da raus komme. Eine Stunde später bin ich dem
Einbahnstraßenwirrwar entronnen und frage an einer Tankstelle
nochmal nach dem Weg. Jetzt komme ich weiter und das ich auch gut so,
denn um 16 Uhr will ich in Zeebrügge
sein.Nach Maassluis geht es über eine vierspurige Schnellstraße, auf der ich feststelle, dass der Roller wunderbar läuft, wenn die Motordrehzahl über 2500 liegt. Zur Fähre nach Rozenburg geht es von dieser Straße ab, aber ein Hinweisschild ist nicht zu sehen. Ich habe mir die Gegend zu Hause mit GoogleEarth angesehen und biege nach Gefühl und Erinnerung ab. Und siehe da: wenn man zur Fähre abgebogen ist, dann trifft man auf das entspechende Hinweisschild. Genial!

Motorräder müssen an Fähren nie warten, weil für sie immer irgendein Platz an Bord vorhanden ist und deshalb bin ich auch schnell auf dem Schiff. Runter komme ich aber nur langsam, denn ich muss schieben: der Roller springt wieder nicht an. Ich mache mir die ersten Sorgen in Sachen Zeitplan. 20 Minuten später probiere ich es nochmal und der Motor läuft! RazzFazz bin ich auf der Schnellstraße, die aus dem Hafen rausführt, um 5 Minuten später im Stau zu stehen. Ohne irgendeine Möglichkeit zum Entkommen, denn der Hafen Rozenburg ist ein Freihafen, aus dem genau 2 Straßen rausführen, eine davon in Richtung Süden, dorthin, wo ich hin muss. Mein Gefährt ist mit dem Gepäck zu breit, um mich zwischen den anderen Fahrzeugen durchzumogeln und die Straße ist mit Leitplanken gesäumt, so kann ich nichts machen, als abzuwarten und den StopandGo-Verkehr mitzumachen. Der Motorlauf wird immer schlechter- meine Laune auch. Das Gefühl der Ohnmacht, dass auch Autofahrer im Stau befällt, trifft mich um eine 10erpotenz stärker, denn es regnet ja noch und ich sitze nicht in einem Auto. Jetzt habe ich Zeit zum Nachdenken und mir fallen zwei Dinge ein:
1. die Städte Den Haag, Amsterdam und Rotterdam sind nicht einfach bunte Kleckse auf der Landkarte: dieser ganze Bereich ist so eine Art Ruhrgebiet der Niederlande und
2.: heute ist Freitag! Das habe ich bei der Planung überhaupt nicht berücksichtigt - ich kann mir abschminken, die Fähre zu kriegen!
Nach einer Stunde und ca. 1000 Meter Fahrstrecke hört die Leitplanke auf und ich haue ab. Das ist wörtlich zu nehmen - eine Flucht über den Grünstreifen, einen Radweg, die Böschung runter auf einen asphaltierten Feldweg. Dort angekommen rufe ich erstmal das Fährbüro an, sage, dass ich nicht kommen kann und buche um auf Montag. Das geht klar so und ich muss jetzt Pause machen,
weil der
Roller nicht mehr will. Irgendwas scheint zu heiß zu
sein, ich weiß nur nicht, was. Eins ist mir jetzt
nämlich
klar: es handelt sich um ein Wärmeproblem!Der Tag endet nass auf einem Zeltplatz in Rockanje, einem Dorf am Beginn der Dämme über Maas und Schelde. Hier grübel ich bei Tee und Brot, was der Sch...roller für Probleme haben könnte.