Tag 24
Wieder mal blauer Himmel, aber hier am Berg noch nicht warm.
Wir wollen heute getrennt los: Karin will mit dem Bus nach Chur und deshalb suche ich ihr mit der App Öffi die passenden Busverbindungen raus. Ich selbst will wandern: von hier runter zum Rhein und auf der anderen Seite des Carrerabach wieder rauf zum Nachbardorf Valendas. Und genau das mache ich auch.
Unten am Bach gehe ich bis zum Rhein und treffe auf eine große Geröllfläche, auf der zwei Bagger stehen. Nebenan steht eine Informationstafel, auf der dokumentiert ist, dass der Bach sehr stark anschwellen kann (so sieht er auch aus) und dass er letztens so viel Wasser und Gestein mitgebracht hat, dass man um die Eisenbahntrasse und vor allem um die Brücke gefürchtet hat. Jetzt beugt man vor und gibt dem Bach mehr Platz.
Am Bach stehen diverse rostige Stahlsäulen mit Kurbeln dran. Wenn man genug dran dreht, dann setzt sich ein Audioplayer in Gang und die Brunnen-Nixe von Valendas gibt kund, dass sie eine Meerjungfrau ist, wie viel sie erlebt hat und dann folgt eine Schauergeschichte, die sich hier in der Gegend abgespielt haben soll. Oft genauso grausam, wie bei Grimm's Märchen ...
Die Brunnenfrau ist ein Teil einer touristischen Einrichtung namens FasziNatur Valendas: "Von der faszinierenden Rheinschlucht – dem Grand Canyon der Schweiz – erstreckt sich eine wunderbarer Naturraum über das einzigartige Bergdorf Valendas bis zuhinterst ins wildromantische Safiental. Bestaunen Sie die vier Landschaftsstufen vom Rhein auf 620 müM bis zu den alpinen Gipfeln auf 3‘000 müM."
Vom Rhein nach Valendas kommt man nur über die Bohlenbrücke, an der ich eben schon war. Danach geht es heftig den Hang hoch und kurz vor dem Dorf muss man durch einen kleinen Tunnel.
Valendas gehört um diese Tageszeit zu den Orten, bei denen ich mich frage, ob hier auch jemand wohnt oder ob der Ort nur Kulisse vom letzten Spielfilm ist. Am zentralen Gasthof sitzen dann doch einige Gäste draußen beim Dorfbrunnen. Dessen Wasser kommt mir jetzt genau recht.
Zurück nach Carrera geht es nur die Straße entlang, wenn man nicht wieder runter zum Bach will. Und leider gibt es an der Straße keinen Fuß- oder Radweg. Aufpassen ist angesagt, denn es gibt viele Autofahrer, die unbedingt die Straßenlage ihrer Fahrzeuge austesten müssen. Oder sie haben es eilig ...
Im Dorf treffe ich Karin, die dort spazieren geht, weil sie den Bus verpasst hat. Ich glaube, sie hatte keine Lust, bei der Hitze in Chur herumzulaufen (wir waren dort auch schon).
Während wir weg waren, haben sich die Rindviecher, deren Glocken wir entfernt gehört haben, auf der Weide neben dem Womo eingefunden. Nach einer Stunde geht mir das Gebimmel auf die Nerven und dem Kater auch, denn er verzieht sich in den Keller (unter dem Bett stehen die Vorräte und Getränke). Ich kann das leider nicht.
Ich versuche, mich durch Beschäftigung ablenken und suche mir für den nächsten Teil unserer Reise Informationen. Aber: die Daten tröpfeln nur und meine Nachforschung ergibt: das Paket mit den 500 MByte Daten ist nach 3 Tagen schon aufgebraucht. Kann nicht sein! Ich schau in meinem Handy nach, in Karins Handy und in Karin Tablet und hier werde ich fündig. Karin hat sich mit Google-Earth in der Schweiz umgesehen und dabei werden erhebliche Mengen an Daten verbraucht. Seufz! Normales Kartenmaterial von Openstreetmap ist lokal auf den Geräten gespeichert, aber das ist wohl nicht genug ...