Tag 25
Während ich langsam den Wagen fertigmache, komme ich ins Gespräch mit unserem Platznachbarn. Während wir uns unterhalten, liegt Bernstein vor uns etwa 5 Meter entfernt an der Rasenkante, hat den Kopf auf den gekreuzten Vorderpfoten und schaut sich gelangweilt die Gegend an. Nach einigen Minuten sehe ich schräg rechts etwa 7 Meter entfernt eine Maus aus dem Gras kommen und sie läuft genau von vorn auf den Kater zu. Der macht nur das Maul auf und die Maus verschwindet halb in dem Loch. Göttlich, der Anblick des Katers, wie er mich mit der Maus halb in der Schnauze steckend, verdutzt ansieht, was das jetzt wohl ist. Ich lache ihn an: "Guten Appetit beim Frühstück im Schlaraffenland". Glücklicherweise habe ich meinen Gesprächspartner rechtzeitig angestupst und deshalb hat er das Ganze auch gesehen, sonst würde Karin mir nicht glauben.
Gegen 11 fahren wir los und in Bonaduz rechts ab zur Via Mala. Noch so eine enge felsige Schlucht, aber diese ist so eng, das die Schweizer sich die Bahnlinie gespart haben und die Autobahn führt durch diverse Tunnel. An der Nationalstraße gibt es Parkplätze und eine Kasse. Dort zahlt man 12 Franken und kann dann per Treppe die Schlucht ganz unten anschauen. Beeindruckend. Ich kann mir nicht vorstellen, was die Menschen in früheren Zeiten dazu gebracht hat, unbedingt hier lang zu laufen. Warum nicht etwas weiter, etwas höher und relativ bequem über den Albula- oder Julierpass?
Aus Wikipedia: "Viamala oder Via Mala (Kanzleilatein, rätoromanisch „veia mala“, übersetzt «schlechter Weg») bezeichnet einen früher berüchtigten, rund acht Kilometer langen Wegabschnitt entlang des Hinterrheins zwischen Thusis und Zillis-Reischen im Schweizer Kanton Graubünden. Die tief eingegrabene Schlucht bildet das schwierigste Hindernis im Verlauf der Unteren Strasse von Chur zu den Alpenpässen Splügen und San Bernardino." - Zum Artikel
Wir nehmen die bequeme Variante per Wagen über den Julierpass und dazu müssen wir wieder umdrehen und nach Thusis zurückfahren. Die Via Mala geht nämlich weiter zum San-Bernardino-Pass und der führt nicht zum Engadin, sondern erheblich weiter westlich zum Lago Maggiore. Also: ab Thusis den Schildern St. Moritz folgen ...
Auf der Passhöhe des Julierpasses machen wir Pause und essen eine Bratwurst mit Brot. Jeder eine. Macht zusammen 17 Franken! Müssen wir reich sein ...
Die Pässe hier liegen, wenn man von Norden kommt, am Ende von Tälern, deshalb sind die Straßen lang, aber nicht sonderlich gewunden. Ich zeige hier mal ein Bild von der Anfahrt zum Albulapass, das ich von meinen Rollerreisen noch habe. Mit dem Wohnmobil kann man nicht "eben mal anhalten, um ein Foto zu machen", mit dem Zweirad ist das kein Problem.
Auf der Südseite laufen die Täler oft quer, deshalb muss die Straße kurz, aber heftig gewunden sein. Wobei sich das in Silvaplana, der Ort, den die Straße über den Julier im Engadin erreicht, in Grenzen hält, denn das Tal des Inn ist hier ziemlich hoch gelegen.
Wir fahren von hier nach Westen in Richtung Italien, den wir wollen nach Vicosoprano. Dabei erreichen wir den Anfang des Inn und fahren über den Maloja-Pass und damit über die Wasserscheide Donau-Po. Hier merken wir, wie hoch das Tal des Inn liegt, denn es gibt keine wirkliche Steigung auf die Passhöhe, aber eine irre Schlängelei in das Tal der Mera (hier auch Maira genannt), das Bergell genannt wird. Auf einem Kilometer Luftlinie muss die Straße gut 300 Meter Höhenunterschied bewältigen.
Camping Mulina liegt am Hang auf der anderen Seite des Flusses. Ein schöner Platz ohne große Einteilung, aber mit einer Menge Bäumen. Wir stehen im Schatten, es gibt keine Kühe und damit auch keine Fliegen und der Platz ist - noch - hundefrei. Bernstein wirkt jetzt sehr jugendlich. Hier bleiben wir 2 Nächte.
Gefahren: 117 km