Tag 14, 12. September
Das große Regengebiet hat uns verfehlt, die Sonne scheint bisweilen. Es soll heute auch keinen Niederschlag mehr geben und keinen gleißenden Hitzetag. Ideales Wetter, um ein römisches Kastell zu besichtigen, denn die sind ja typischerweise draußen angelegt worden. Das Kastell sieht heutzutage so aus:
Es sind die Überreste der römischen Garnisonstadt Vindolanda. Wikipedia weiß: "Die Römer rückten im 1. Jahrhundert n. Chr. bis ins heutige Grenzgebiet zwischen England und Schottland vor. Hier konzentrierten sie zur Zeit ihrer Herrschaft über Britannien die meisten Truppen. Auch die Sicherung der Grenze durch eine dichte Kette von Kastellen, wie etwa Vindolanda, sowie durch Heerstraßen, wie die noch sichtbare sogenannte Stanegate, begann im späten 1. Jahrhundert, nachdem die Römer einen Teil ihrer Eroberungen in Schottland wieder aufgegeben hatten. ... Die Kastellbesatzung Vindolandas war anfangs für Sicherungs- und Überwachungsaufgaben an der Grenze und später für die Kontrolle des Hinterlandes des Hadrianswalls zuständig. ... Auf dem Grabungsgelände befindet sich ein kleines Museum, das die Sammlung des Vindolanda Trusts aus den laufenden Ausgrabungen präsentiert. Sie zeigt eine Auswahl der Schreibtafeln, die weltweit größte Sammlung römischen Schuhwerks, Textilien, Töpferwaren, Militaria und persönliche Gegenstände der Kastell- und Vicusbewohner. Das Museum kooperiert eng mit dem Roman Army Museum in Greenhead, in dem den Besuchern das tägliche Leben der Grenzsoldaten vermittelt wird." Der Wikipedia-Artikel ist sehr umfangreich, Du kannst hier weiterlesen.
Man sieht hier Gänge unter der eigentlichen Lagerfläche. Die dienten dazu, dass Luft strömen konnte und dadurch alles trocken blieb. Außerdem wurden in die Gänge kleinere Hunde oder Katzen gelassen, die dann Jagd auf Mäuse und anderes Kleingetier machen konnten.
Die Wandverstärkungen, die Du sicher schon mal bei den Außenmauern von Kirchen gesehen hast, deuten an, dass es sich um hohe und stabile Gebäude gehandelt haben muss.
Jetzt gehen wir ins Museum:
Es wurden sehr viel solcher Tafeln gefunden und sie enthalten viel Information über das Leben in dieser Soldatenstadt. Es gibt einen großen Bildschirm, auf dem interessante Korrespondenz als Schlagzeilen angezeigt wird und wenn man eine Schlagzeile antippt, kann man den kompletten Text in Lateinisch und auf Englisch übersetzt lesen. Eine gelungene Einrichtung.
Wir wollen gleich die eigentliche Hadriansmauer besichtigen und sehen uns auf dem Kastellgelände zwei Nachbauten an, die nebeneinander gebaut wurden: einerseits links die erste Mauer, die noch aus Holz bestand und zweitens rechts die spätere endgültige Version aus Stein. So soll das ausgesehen haben:
Jetzt fahren wir etwa einen Kilometer nach Norden zum Standort der Mauer. Hier sehen wir zuerst einen See und werden per Infotafel aufgeklärt, dass dies mal ein Steinbruch war (aus neuerer Zeit) und man die römische Mauer zum Teil auch gleich abgebaut hat: wertvolles Baumaterial! Dahinter gibt es allerdings noch die Reste der Hadrianswall.
Wir fahren weiter, es wird Zeit, einen Campingplatz aufzusuchen. Wir finden ihn nach abenteuerlicher Fahrt (wie gestern) in Longholm, etwa 40 Kilometer weiter nordwestlich: Ewes Water Caravan and Camping Site direkt am Fluss Ewes Water.
Auf dieser Karte ist eine dünne lila Linie zu sehen. Das ist die heutige Grenze zwischen England und Schottland. Diese Grenze haben wir heute überquert und sind jetzt also in Schottland:
Morgen fahren wir ganz langsam nach Edinburgh in der Hoffnung, dass sich der Trauerzug wieder aufgelöst hat ...