Tag 38, 6. Oktober
Es hat in der Nacht mal wieder ausgiebig geregnet und der erste Blick nach draußen heute Morgen sieht so aus:
Wir machen den Wagen fertig und fahren nur 25 Kilometer weiter nach Süden zum Ort Lockerbie. Karin hat zu diesem Ort ein besonderes Verhältnis, weil sie von Anfang 1989 bis Ende 1991 im Studio London der ARD als Cutterin gearbeitet hat. Und sie hatte vom ersten Arbeitstag mit dem folgenden Attentat zu tun:
Die Kurzfassung aus der Wikipedia: "Der Lockerbie-Anschlag war ein Bombenanschlag auf ein Verkehrsflugzeug vom Typ Boeing 747-121[1] der US-amerikanischen Fluglinie Pan American World Airways (Pan-Am-Flug 103) am 21. Dezember 1988. Laut Urteil schottischer Strafgerichte war der Anschlag ein staatsterroristischer Akt libyscher Geheimdienstler. Das Flugzeug wurde auf einer Flughöhe von 31.000 Fuß (gut 9.400 m) über der Ortschaft Lockerbie der schottischen Verwaltungseinheit Dumfries and Galloway nach der Explosion von 340 bis 450 g Plastiksprengstoff zerstört. Bei dem Anschlag kamen alle 259 Insassen der Maschine sowie am Boden elf Bewohner Lockerbies ums Leben. Die Tat wurde größtenteils als ein Anschlag auf ein Symbol der USA gesehen; mit 189 toten US-Amerikanern galt er bis zu den Terroranschlägen vom 11. September 2001 als verlustreichster Anschlag gegen Zivilisten aus den Vereinigten Staaten." Der Artikel ist sehr umfangreich und Du kannst hier die ganze Geschichte lesen.
Wir besuchen die Gedenkstätte für die Opfer des Anschlags. Die Trümmer waren in einem Umkreis von 2 Kilometer verteilt, deshalb gibt es keinen definierten Ort für das Unglück. Daher wurde die Gedenkstätte auf dem alten Friedhof von Lockerbie eingerichtet. Es gibt allerdings einen zweiten Ort: in einer Straße im Dorf ist eine Tragfläche mit knapp 100 Tonnen Kerosin eingeschlagen, der Brand hat mehrere Häuser vernichtet und 11 Dorfbewohnern das Leben gekostet. An der Stelle gibt es einen Gedenkstein für die Toten. Wir sehen uns die Gedenkstätte auf dem alten Friedhof an:
Wir fahren wieder nur wenige Kilometer weiter nach Gretna Green. Wikipedia erklärt, was den Ort so berühmt gemacht hat: "Gretna Green ist ein Dorf in Südschottland an der Grenze zu England. Es liegt direkt neben der Kleinstadt Gretna. Beide befinden sich 35 km ostsüdöstlich von Dumfries in Dumfries and Galloway dicht an der Mündung des River Esk. Auf der alten Postkutschenroute von London nach Edinburgh war Gretna Green das erste Dorf in Schottland. ... Gretna Green gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Hochzeitsorten der Welt; jährlich werden dort etwa 5000 Ehen geschlossen.
Der Ort wurde über 200 Jahre lang von minderjährigen Paaren aus England, bald aber auch aus Teilen des übrigen Europas zur Hochzeit aufgesucht, weil sie hier ohne Erlaubnis der Erziehungsberechtigten eine Ehe schließen konnten. Lange Zeit galten in Großbritannien keine festen Regeln zur Schließung einer Ehe. Im Jahre 1753 verabschiedete das britische Parlament den Lord Hardwicke’s Marriage Act, der unter anderem für eine Heirat zwischen Minderjährigen die Einwilligung der Eltern forderte. Dieses Gesetz galt nur für England, nicht aber in Schottland. Dort durften weiterhin Jungen mit 14 und Mädchen mit 12 Jahren eine Ehe ohne elterliche Zustimmung schließen.
Diese Regelung sprach sich schnell herum: Viele minderjährige Paare flohen aus England und das erste Dorf hinter der schottischen Grenze war Gretna Green. Das schottische Gesetz verlangte seinerzeit zu einer Eheschließung lediglich eine Erklärung in Anwesenheit von zwei Zeugen, so dass beinahe jeder zur Abnahme einer Ehezeremonie berechtigt war. In Gretna Green hatte sich der Schmied als Amtsperson für die Eheschließung etabliert. Die Hochzeiten fanden in seiner Schmiede statt, und der Amboss bekam bei den dortigen Trauungen eine besondere Bedeutung. Die Trauungen wurden vor dem Amboss durchgeführt und zum Ende der Zeremonie mit einigen Hammerschlägen auf den Amboss bekräftigt." Du kannst den ganzen Artikel hier weiterlesen.
Und heute? Wie Neuschwanstein: Touristenmagnet mit allem was dazu gehört. Sieh selbst:
Uns würde echt interessieren, wie viele von den Bindungen inzwischen schon geschieden sind ...
Von dem Aussichtshügel für das Labyrinth kann man noch einen weiteren Ort sehen, der die Welt in Aufregung versetzt hat. Es sieht vom Hügel so aus:
Wir fahren dorthin und sehen uns den Ort näher an:
Wikipedia: "Der Eisenbahnunfall von Quintinshill in Dumfriesshire, Schottland, war die Kollision dreier Züge am 22. Mai 1915, bei der knapp 230 Menschen getötet und 246 verletzt sowie fünf Züge zerstört wurden. Es ist der bis heute folgenschwerste Eisenbahnunfall in Großbritannien. Verursacht wurde er, weil alle verantwortlichen Eisenbahner die erforderlichen Sicherheitsregeln missachteten oder umgingen." Du solltest den ganzen Artikel lesen.
So ein kleines Dorf und doch zwei Unglücke, die die Welt bewegt haben und die nachhaltige Veränderungen für alle gebracht haben ...
Wir fahren weiter. Am Ortsausgang von Gretna Green fotografiert Karin dies:
Der anvisierte Campingplatz gehört zu dem Club, bei dem wir inzwischen Mitglied sind. Es wäre die 7. Übernachtung auf einem Club-Platz, wenn nicht die Platzwartin wäre. Sie ist fest davon überzeugt, dass, wenn Hunde angeleint werden müssen, dasselbe auch für Katzen gilt. Ok, tschüss ...
Wir finden den nächsten Platz unweit der Hadrian-Mauer, wo wir schon mal waren. Der Platz heute ist der Haltwhistle - Camping and Caravaning Club Site.
Morgen machen wir mal nicht viel, im Moment ist ein ausgedehnter Spaziergang an der Hadriansmauer geplant. Mal sehen, was das Wetter dazu sagt ...