Tag 40, 8. Oktober
In der Nacht hat es mal wieder geregnet, zeitweise sogar gehagelt. Aber das alles hat sich heute Morgen verzogen, die Sonne lacht vom Himmel. Wir überlegen, mit dem Dampfschiff Gondola, das hier vom Campingplatz ablegt, eine Runde auf dem See zu drehen. Aber diese Idee hat sich schnell erledigt: ein Besatzungsmitglied hat Covid. Mit bleibt nur, Dir das Boot so zu zeigen:
Ich möchte gern eine bestimmte Straße nach Westen durch das Gebirge fahren, eine Route, die gern in Reiseführern empfohlen wird, aber immer mit dem Ratschlag: "Nicht mit großen Wohnmobilen, zu eng". Wir haben kein großes Mobil, also hin nach Langdale. Aber leider steht dort am Beginn der Straße dieses Schild:
Und etwas weiter steht das wichtigere Schild: zugelassen nur für Fahrzeuge bis 2 Meter Breite. Ich drehe ab und wir fahren am Windesmere entlang nach Süden. Nur wenige Kilometer in Ambleside begegnen wir diesem Stau, der wegen einer klitzekleinen Baustelle entstanden ist und der sich über 5 Kilometer hinzieht. Es kommt als Stauursache hinzu: es ist Samstag und alle wollen in den Lake-District. Wir wollen raus!
Auf dem Weg kommen wir duch den Haupt-Touristenort Windesmere (See und Ort heißen gleich) und sehen schon im Vorbeifahren: alles voller Ausflügler.
Ich habe in Sachen Ziel umdisponiert: statt nach Westen an die Küste fahren wir zum Südende des Windesmere Water. Dort gibt es eine stillgelegte "Bobbin Mill", die jetzt Museum ist. "Bobbin" ist ein Wickelkern, in diesem Fall sind es Garnrollen jeder Art. Mit dem Aufkommen von Spinn- und Webmaschine stieg der Bedarf an solchen Garnrollen ganz erheblich. Es gab im Lake-District einige solcher Garnrollen-Hersteller, weil a) Wasserkraft und b) Holz genug vorhanden war. Und jetzt die Bilder dazu:
Wir verlassen den Lake-District und fahren zum ersten Ziel von Morgen und das liegt in Richtung auf das Industriegebiet Liverpool-Manchester. Dort soll seit sehr langer Zeit ein vergessener Postzug stehen. Ich habe kein Bild von diesem Zug, nur ein Luftbild von Google-Earth:
Aber es gibt einige Internetseiten, wie z.B. www.28dayslater.co.uk/threads/the-abandoned-royal-mail-train oder www.examinerlive.co.uk/news/local-news/gallery/graffiti-covered-royal-mail-train, die gute Bilder dieses Zugs zeigen. Auslöser für das Vergessen ist nach meiner Info die Privatisierung der "British Rail" wodurch deren Abteilung "Rail Express Systems" verkauft wurde. Diese Abteilung war aber der Betreiber des Zuges, der als Frachtzug für Pakete eingesetzt wurde. Also dürfte der Zug etwa seit dem Jahr 2000 hier stehen. Falls Du mehr rauskriegst, dann sag Bescheid. Wenn Du bei Youtube nach "abandoned train royal mail" suchst, bekommst Du genug Videomaterial. Und jetzt meine Bilder, fotografiert von der Straße an der Unterführung (Luftbild oben):
Ok, Pech gehabt, man kann nicht alles haben. Wir suchen uns jetzt einen Campingplatz. Der erste Platz ist voll belegt, weil hier am Wochenende eine Clubversammlung stattfindet:
Weiter geht es über die schmalsten Straßen Englands:
Auf dem zweiten Platz brennt ein Feuer und ein großer Hund läuft frei herum und niemand wird ihn anleinen:
Noch weiter:
Und dann nach 20 Kilometer Fahrt über diese Straßen finden wir endlich in Chipping den Platz Brickhaus Touring Caravan Site, auf dem alle Hunde angeleint sind und wo auch kein Feuer die Luft verpestet.
Hier nutze ich die Gelegenheit, Wäsche zu waschen, zu trocknen und ordentlich wegzulegen. Karin freut sich, dass ich mich mit den Maschinen rumärgern muss und ich ärgere mich über die Männer, die solche Geräte konstruiert haben.
Morgen fahren wir durch das große Industriegebiet und versuchen dabei, einen kurzen Stopp an der Partymeile von Blackpool einzulegen.