Tag 50, 18. Oktober
Der Tag beginnt mit viel Sonne und warm. Der Kater taut bei der Wärme förmlich auf: er ist eine Stunde draußen unterwegs und will beim Wassertanken schon wieder los. Das verhindere ich gerade noch und wir können rechtzeitig abfahren. Rechtzeitig: wir müssen um 10 am Bahnhof in Hythe sein (6 Kilometer) und weil ich die Parkplatzsituation nicht kenne, sind wir schon um halb 10 dort. Der Parkplatz ist leer! Karin kauft Tickets (22 Pfund für Senioren) und wir warten auf dem Bahnsteig. 30 Minuten später kommt der Zug angerauscht:
Diese Bahnstrecke ist auch bei Wikipedia eingetragen: "Die Romney, Hythe and Dymchurch Railway (RH&DR) ist eine 21,7 Kilometer (13,5 Meilen) lange, in einer Spurweite von 381 Millimetern (15 Zoll) ausgeführte Eisenbahnstrecke in Südengland. Sie führt von Hythe ... über Dymchurch und New Romney nach Dungeness. Trotz der kleinen Spurweite dient die Liliputbahn ganzjährig dem öffentlichen Verkehr. Sie ist keine Parkeisenbahn und versteht sich auch nicht als Museumsbahn."
Spurweite von 381 Millimeter! Hier zur Verdeutlichung ein Größenvergleich:
Und wie verträgt sich diese schmale Spur mit der großen Lokomotive oben? Groß wirkt die Lok nur, weil ich sie aus Kniehöhe fotografiert habe. Jetzt ein Foto aus der normalen Augenhöhe:
Jetzt klar? Gut! Dann können wir ja einsteigen:
Während dessen wird die Lok auf der Drehscheibe nebenan wieder in Fahrtrichtung gedreht:
Und dann fahren wir los. Hier zur Info ein Kartenbild der Strecke:
Und hier passiert ein Missgeschick: ich habe mein Navigationshandy in der Hand und verfolge die Trasse. An dieser Stelle sehe ich auf der Karte eine interessante Stelle, stecke das Handy weg und nehme den Fotoapparat schussbereit in die Hand. Leider hat das "wegstecken" nicht ganz geklappt und das Handy fällt auf den Boden und durch die offene Tür auf den Schotter neben den Gleisen. Die Knipskiste ist schussbereit:
Endstation Dungeness. Hier wird die Lok umgesetzt und es gibt eine halbe Stunde Pause, die die Passagiere nutzen können zum essen, zum Souvenirs kaufen oder, wie wir, einmal kurz an den Strandschauen.
Und hier setzen wir uns ins Auto und fahren zu der Stelle, an der das Navigationshandy aus dem Zug gefallenen ist. Und hier:
Netter Ausflug! Und das Wetter hat tadellos mitgespielt. Für das Geld bekommt man übrigens ein "Hop on, Hop off"-Ticket: Du kannst den ganzen Tag fahren, überall aus- und wieder einsteigen. Macht natürlich nur Sinn, wenn Du früh fährst, dann kriegst Du die späteren Züge noch mit.
Die Entstehungsgeschichte dieser Bahn ist ganz interessant: "Ursprünglich kam die Idee für den Bau einer 15-Zoll-Bahn für den öffentlichen Verkehr von zwei wohlhabenden britischen Herrenfahrern und Eisenbahnfans. Graf Louis Zborowski und Captain J.E.P. Howey besaßen beide auf ihren privaten Landsitzen Liliputbahnen mit 381 mm Spurweite und beschlossen, nach diesen Vorbildern eine Strecke für den öffentlichen Verkehr zu bauen und zu betreiben. Zunächst wollten sie dafür die Ravenglass and Eskdale Railway erwerben, allerdings erfolglos. Danach entschieden sich beide für den völligen Neubau einer Strecke und begannen mit der Suche nach einem geeigneten Gebiet. Graf Zborowski hatte dafür bereits zwei Lokomotiven bestellt. Er verunglückte jedoch 1924 bei einem Autorennen tödlich und Howey verfolgte die gemeinsamen Pläne alleine weiter. Ein geeignetes Gelände fand er schließlich im flachen Marschland an der Küste rund um New Romney südwestlich von Folkestone. Für den Bau gründete Howey die Romney, Hythe & Dymchurch Railway Company. Im Januar 1926 begann der Bau zwischen Hythe und New Romney, die Eröffnung fand am 16. Juli 1927 statt. Der Streckenbau erweckte große öffentliche Aufmerksamkeit, unter anderem besuchte der spätere König Georg VI. während des Baus am 5. August 1926 die Strecke und fuhr mit dem ersten offiziellen Zug auf einem bereits fertiggestellten Abschnitt." Du kannst den ganzen Artikel hier weiterlesen.
Heute übernachten wir auf demselben Platz wie gestern. Morgen fahren wir nach Folkestone und sehen uns den Ort an.