Tag 51, 19. Oktober
Heute scheint mal wieder die Sonne. Sollten wir doch noch einen "goldenen Oktober" erleben? Dann müssen wir ja doch noch hierbleiben. War ein Scherz, die Fährkarte ist für morgen gebucht.
Wir wollen heute Folkestone besichtigen, doch auf Wunsch einer einzelnen Dame sehen wir uns erst in noch Hythe ein wenig um. Das ist der Ort, von dem wir gestern mit der Riesenbahn abgefahren sind. Das gibt mir Gelegenheit, ein wenig Wissen zu vermitteln über diese Ecke des Landes.
Wikipedia weiß über diesen Ort: "Hythe ist eine Kleinstadt und ein Civil Parish an der Südküste der englischen Grafschaft Kent nahe Folkestone mit rund 14.500 Einwohnern (Stand 2011). Der Ort ist als Gründungsmitglied des Städtebundes Cinque Ports bekannt. Der Name „Hythe“ oder „Hithe“ stammt aus dem Angelsächsischen und bedeutet „Landeplatz“ oder „Hafen“. Heute gilt die Ortschaft als ruhiges Plätzchen und Erholungsgebiet sowohl für Briten als auch für Touristen. " Das mit der Eisenbahn kennst Du ja schon.
Hier meine Impressionen, also alles, was mir auffällt. Die Straßen sind nicht dekorativ, aber es gibt genug Einzelbilder:
Und jetzt kommt die Information, die nicht bei Wikipedia steht: Die Gegend westlich von Hythe bis Rye geht flach in den Ärmelkanal. Östlich davon stehen die Klippen von Folkestone und Dover, westlich von Rye sind die Klippen, die wir vorgestern begangen haben. Und: dieses Stück Küste ist, wir wir ja alle wissen, Frankreich sehr nahe. Hier die Karte dazu, die blaue Linie ist die Grenze zum höheren Hinterland:
Und es liegt doch nahe, dass etwaige Invasionen über das Wasser hier landen. Zu Napoleons Zeiten jedenfalls hatten die Engländer ziemlich Schiss vor solch einer Aktion und deshalb bauten sie hier allerhand Schutzvorrichtungen auf. Zum Beispiel eine ganze Reihe solcher Wachtürme, die auch Kanonen tragen konnten:
Und eine Schule für die Schießausbildung, die übrigens bis heute hier besteht und auf dessen Gelände während der letzten zwei Tage ordentlich geballert wurde.
Damit waren schon mal immer genug Soldaten hier. Allerdings mussten die auch versorgt werden. Den einzigen richtigen Hafen gab's zu der Zeit am Westende der Marsch in Rye, wo der Flussmündung schon einen natürlichen Hafen bietet. Nun mussten die Versorgungsgüter "nur noch" von dort nach Hythe gebracht werden. Das war in einer Zeit vor der Eisenbahn und damals konnten nur Kähne große und schwere Lasten transportieren. Und deshalb entschied die Armeeführung, einen Kanal zu bauen zwischen Rye und Hythe am Rand des Hinterlandes. Die blaue Linie auf der Karte ist der Kanalverlauf. Und an diese Zeiten wird heute noch gedacht:
Und zum Schluss zu diesem Thema: im 2. Weltkrieg hatten die Engländer wieder diese Befürchtung einer Invasion, allerdings nicht von Napoleon, sondern von Hitler-Deutschland und da war Hythe wieder sehr wichtig ...
Wir verlassen Hythe und fahren noch kurz ins Stadtzentrum von Folkestone. Kurz, weil Hythe schon viel Zeit gekostet hat. Hier ein Paar Bilder:
Wir fahren jetzt den nächsten Campingplatz an, den Black Horse Farm Caravan Site etwa 8 Kilomer nördlich von Folkestone.
Morgen um 12 fährt unsere Fähre von Dover nach Dünkirchen.