Tag 14
Der Tag beginnt schön "wie immer" und wir fahren weiter. Heute geht es nach Rjukan, das etwa 60 Kilometer nordöstlich von Amot in einem engen Tal liegt. Wir klettern mit dem Wagen langsam immer höher auf über 1000 Meter und durchqueren eine große Hochebene mit dem See Moesvatn, dessen Wasserspiegel bei etwa 910 Metern liegt. Es liegt noch viel Schnee, diese Gegend ist fest mit dem Wintersport verheiratet. Endlos viel Hütten stehen hier in der Landschaft verteilt.
Und dann halte ich kurz vor unserem eigentlichen Ziel an, weil wir es hier gut fotografieren können:
DerWasserfall hat direkt mit dem nächsten Bild zu tun:
Und das verhält sich folgendermaßen: Dies Kraftwerk war mal das größte der Welt. Vor und während des zweiten Weltkriegs wurde in Deutschland und den USA an der Kernkraft geforscht. Und Berechnungen und Versuche hatten gezeigt, dass ein Stoff namens "Schweres Wasser" am Besten geeignet war, um eine Kettenreaktion in Versuchsreaktoren unter Kontrolle zu halten. Schweres Wasser besteht wie normales Wasser aus 2 Wasserstoffatomen, die an ein Sauerstoffatom gebunden sind (H2O). Aber bei schwerem Wasser sind die Wasserstoffatomkerne mit einem Neutron zusätzlich versehen. Diese Sorte Wasserstoff nennt man Deuterium. Deuterium kommt in der Natur vor, allerdings mit einem sehr kleinen Anteil. Mann kann es gewinnen, indem man Wasser mit Hilfe von Strom in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff spaltet. D2O lässt sich schwerer zerlegen, reichert sich also an, wenn man H2O in den gasförmigen Zustand versetzt, so dass es entweichen kann.
Hier in Rjukan gab es zum einen Elektrizität satt und zum andern kommt das Wasser aus der erwähnten Hochebene schon mit einem höheren Deuterium-Anteil hier an. Das "Schwere Wasser" wurde dann per Bahn und Eisenbahnfähre von hier nach Deutschland zum Versuchsreaktor gebracht. Das Ziel der Deutschen in der Kriegszeit war der Bau einer "Atombombe". Die Alliierten wussten das, hatten ihre eigenen Berechnungen doch gezeigt, dass das irgendwie gehen müsste, aber noch hatte niemand die genaue Ahnung, wie. Und weil die Alliierten auch nicht wussten, wie weit die Deutschen mit der Entwicklung schon waren, versuchten sie alles mögliche, um die Arbeit zu behindern. Also zum Beispiel die Produktion von schwerem Wasser zu stoppen oder den Transport zu unterbinden. Es gab insgesamt 4 Sabotageakte, die hier im Museum ausgestellt sind, eine Art Heldenverehrung, weil viele norwegische Widerstandskämpfer beteiligt waren.
Als die Amis bei Kriegende endlich Zugriff auf die deutsche Forschungsarbeit hatten, transportierten sie alles, was sie finden konnten, in die USA und brachten dort die Entwicklung zu Ende. Was daraus geworden ist: die Bomben auf Nagasaki und Hiroshima.
Schweres Wasser - Schwerer Stoff. Und jetzt ein paar Daten zur Geschichte:
Ein gewisser Geologieprofessor Jens Esmark hat den Wasserfall 1810 "entdeckt" und seinem König davon vorgeschwärmt. Das bekamen begüterte Leute mit und kamen her zum selbst ansehen. Das soll der Anfang vom Tourismus gewesen sein.
Der Ingenieur Samuel Eyde träumt angesichts der Wasserkraft von einem Kraftwerk, mit dem man Kunstdünger herstellen könnte. Ende des 19.Jahrhunderts brauchte man viel Dünger und der natürliche war nicht endlos zu haben. Er kaufte schon mal vorsichtshalber den Wasserfall und das umliegende Gelände.
Professor Kristian Birkeland entwickelte ein Verfahren, mit dem man den gasförmigen Stickstoff aus der Luft mit Hilfe von Strom in Salpetersäure umwandeln konnte. Damit war der Stickstoff "fassbar" und konnte mit anderen chemischen Prozessen in Kunstdünger überführt werden.
Die beiden gründeten 1905 die Firma "Norsk Hydro" und begannen mit dem Bau einer Gesamtanlage: Schiffsverbindung über den See Tinnsjö, Bau einer Eisenbahnstrecke vom See zum Wasserfall, Bau des Kraftwerks, Bau der Kunstdüngerfabrik, Bau der Stadt Rjukan. Und schon 1911 verließ der erste Kunstdünger das Werk.
Und jetzt ein paar Bilder:
Wir fahren durch den Ort Rjukan durch zum nächsten Campingplatz:
Wir sind jetzt auf dem Rjukan hytte- og Caravanplats.
Morgen sehen wir uns den Ort Rjukan an.