Tag 17
Der Tag beginnt mit Regen und Sturm. Die ganze Nacht hat es immer wieder geregnet, mal gestürmt, mal Beides. Und so geht es weiter.
Du siehst auf der Karte die normale Klimasituation für diese Gegend: die feuchte Nordseeluft kommt vom Westen und wird durch die steil aufragenden Berge in die Höhe gezwungen, wodurch sie kälter wird. Kältere Luft kann die Feuchtigkeit nicht mehr tragen und die entstandenen Wolken regnen sich ab. Bergen gilt mit gut 2,5 Meter Regen pro Quadratmeter an knapp 250 Tagen als regenreichste Großstadt Europas.
Wir bleiben also hier. Ich schreibe dies oder lese im Internet, Karin schneidet sich die Haare oder liest ein Buch, der Kater schläft oder liest mit der Nase den Campingplatzboden. Die Heizung läuft und es ist ziemlich kuschelig hier im Womo. Nahrungsmittel haben wir auch genug für die nächste Woche. Das kann noch wichtig sein, wenn ich mir das Regenradar ansehe:
Den ganzen Tag stehen wir allein auf weiter Flur und sehen dem Wetter zu:
Eine Freundin von uns fragte gestern via Whatsapp:
[11.5., 09:16] Sabine M. aus L.: Moin, leben da überhaupt Menschen? Auf keinem Foto war einer zu sehen.
Und weil auch Dich das interessieren könnte, gibt es hier die Antwort:
Norwegen ist etwa 385 000 km² groß. Zum Vergleich die Bundesrepublik: 358 000 km². In Norwegen leben ungefähr 5,4 Millionen Einwohner. In der Bundesrepublik sind es gut 83 Millionen. Pro Quadratkilometer trifft man in Norwegen durchschnittlich 14 Menschen, in der Bundesrepublik 232.
Das ist schon mal der eine Grund, warum auf Fotos von Norwegen weniger Menschen zu sehen sind. Dazu kommt, dass wir normalerweise während der Arbeitszeit rumlaufen und fotografieren, die Norweger aber laufen in der Regel während der Arbeit nicht irgendwo nutzlos durch die Gegend, nur um auf irgendwelchen Fotos zu erscheinen. Und dann kommt noch dazu, dass ich vermeide, Menschen erkennbar im Vordergrund im Bild zu haben. Jeder hat das Recht am eigenen Bild und das darf nicht ohne Einwilligung veröffentlicht werden.
Letzter Grund: es ist noch keine allgemeine Ferien-/Touristenzeit. Es fahren zwar viele mit ihren Wohnmobilen durch die Gegend, aber in Bezug auf die Fläche verläuft sich das. Und in Wintersportgebieten wie das am Mösvatn-See (das wir durchquert haben) ist jetzt natürlich gar nichts mehr los, der Winter ist vorbei. Alles genau so, wie im Februar auf Wangerooge ...
Gestern kam mit uns zusammen ein Seglerpaar mit ihrem Boot hier an. Ich habe denen noch beim Anlegen geholfen. Heute haben die Beiden eine Wanderung zum Gletscher unternommen. Leider hat es die ganze Zeit geschüttet. Aber Adelheid und Stanislas waren - wie es sich für Segler gehört - wetterfest angezogen und nahmen es mit Humor. Und sie haben einen Blick auf den Gletscher bzw. "Breen" , wie die Dinger hier heißen, werfen können. Sie sind dann nach der Wanderung wieder losgefahren Richtung Bergen. Sie wollen auch auf die Lofoten. Vielleicht treffen wir sie wieder. Ihr Boot hat einen Transponder mit Kennung an Bord, wir können ihre Fahrt per Marinetraffic verfolgen. Und Adelheid schreibt selbst einen Blog: hier klicken
Eigentlich wollte er noch das Boot von Adelheid und Stanislas untersuchen, aber bei dem Regen...., Nein, das ist nichts für kleine Katzen! Dafür sieht er sich alles andere an:
Gegen 17 Uhr kommen doch noch drei Wohnmobile. Eins von denen hast Du schon gesehen: der alte NDR-Bus. Der gehört Joel aus dem Thurgau in der Schweiz. Ich gehe mit meinem Tablet zu ihm und zeige ein altes Foto mit unserem ersten NDR-Bus, dass ich inzwischen vorsorglich von meinem Server geholt habe. (Man trifft sich hier immer 2-mal!) Anschließend haben wir uns noch ein wenig ausgetauscht über Reisepläne und Campingplätze. Wahrscheinlich werden wir uns in Bergen wiedersehen. Joel will auch auf die Lofoten und hat auch entsprechend Zeit.
Morgen fahren wir weiter und suchen uns einen Campingplatz vor den Toren der Stadt Bergen. Eilig haben wir es nicht, denn das Wetter soll erst am Wochenende besser werden.